Mittwoch, 5. Juni 2019

Erste Tage in Nova Scotia

Unser Ankunftstag ist Samstag, der 25. Mai. Wir verlassen das Schiff am Vormittag und fahren mit dem Taxi ins Hotel (das in unserem Fall ein Studentenwohnheim mit Sommergäste-Vermietung ist) und befriedigen erstmal unser eine Woche lang unterdrücktes Bewegungsbedürfnis: wir laufen einige km nach Downtown, zur Waterfront. Der Weg ist ganz nett, denn in dem Viertel, wo wir wohnen, stehen viele noch aus viktorianischer Zeit stammende Holzhäuser, die oft ganz hübsch anzusehen sind. Die Waterfront ist touristisch, Fressbuden etc, aber ganz nett. Der sonnige Tag vergeht schnell mit Gucken und Fotografieren, hier was Essen, da was Trinken (noch denken wir nicht über die Preise nach – die sind teils abartig). Wir sind total auf Adrenalin, Abends nach knapp 20 km Laufen sind wir aber endlich müde.

Halifax! Gleich sind wir da!
Die Einreisebeamten kommen aufs Schiff - Einreise an der Tischtennisplatte.
Wir verlassen das Schiff
in Halifax
Halifax, Waterfront
Halifax, Waterfront
Halifax, Waterfront
Halifax, Waterfront
in Halifax

Am Sonntag treffen wir Mittags unsere Mitreisenden auf der Zitadelle, leider hat es ca 15 Grad weniger als am Vortag und schüttet Nonstop. Den Nachmittag kriegen wir rum, danach ist allen kalt und wir gehen zurück in die Unterkunft (vorher zum Abgewöhnen noch die teuerste und ekligste Pizza meines Lebens).

Schüttwetter... und kalt!!!
Halifax, Waterfront
Zeitvertreib: Blödsinn machen...
Zeitvertreib: Blödsinn machen... (Martin, CH)
Zeitvertreib: Blödsinn machen... (Nicolette aus M)
Waterfront
... und Essen.
Fremdenführerin auf der Zitadelle
Eingang zu einem Park

Montag klappern wir dann die diversen Stationen ab, um unser Auto abzuholen: erst Spediteur, dann der kanadische Zoll und zum Schluß in den Hafen. Dort treffen wir wieder Mitreisende und viele andere Europäer, die am Büro Schlange stehen, um ihre Autos abzuholen. Darunter ist auch ein französisches Ehepaar mit einem Kastenwagen, der Mann sitzt im Rolli. Alles läuft super, SeaBridge hat perfekt vorgearbeitet und nach insgesamt ca 3 Stunden sind wir durch und haben Tembo wieder. Dann fahren wir Gasflaschen kaufen und schließen sie an (nur 3 zerfaserte Nervenstränge später waren sie dicht angeschlossen – Danke, Wolfgang! - durch die Adapter ist alles etwas anders …), und wir schauen beim CAA vorbei (Äquivalent zum ADAC, man bekommt als ADAC-Mitglied Bestimmtes, zB Karten, gratis). Unterwegs treffen wir unsere Mitreisenden zum (vorerst?) letzten Mal (alle außer uns wollen nach Alaska fahren).

Tembo wartet im Hafen
einige deutsche Fahrzeuge beim Supermarkt

Am Dienstag, den 28. Mai geht es Vormittags aus Halifax los. Das Wetter ist zunächst gut, wir machen einen größeren Lebensmitteleinkauf und fahren die Küste entlang auf kleinen Straßen gen Lunenburg. L. wurde einst von deutschen Auswanderern aus der Gegend um Lüneburg gegründet. Viele der alten Holzhäuser stehen erstaunlicherweise noch (...Holz! ...Feuer!) und so hat die alte Innenstadt den UNESCO-Welterbe-Status erhalten. Zunächst brauchen wir aber einen Campingplatz – in L. gibt es einen, der kostet aber 55 C$ ohne alles – eine Frechheit, wie wir finden. Also weiter, einige Kilometer später mitten im Wald dann ein Platz für 10C$ weniger, auch nicht doll, aber es ist schon relativ spät. [Die Plätze finden wir durch diverse Quellen: Reiseführer, Apps (zT offline Apps), vorher Internet gucken etc].

Nova Scotias Küste erinnert uns an Skandinavien

Der nächste Tag begrüßt uns mit Dauerregen, wir fahren trotzdem nach Lunenburg rein: untypisch sind die Häuser hier sehr bunt angestrichen (die „normalen“ kanadischen Hausfarben – in Nova Scotia zumindest - sind Weiß-, Beige- und Grautöne) und das sieht sehr hübsch aus. Wir schauen uns das an und fahren dann weiter ( es regnet zuverlässig vor sich hin) die Küste entlang, vorbei an Liverpool, natürlich gelegen am Mersey River (wie das „echte“ Liverpool...) bis es am Nachmittag wieder Zeit fürs Campen wird. Immerhin nun zum Preis von 40 C$ (später zahlen wir immer so zwischen 30 und max 45 C$, das scheint normal zu sein).

Mahone Bay
Mahone Bay
Mahone Bay
Mahone Bay
Mahone Bay
Mahone Bay
Mahone Bay, 3 Kirchen an der Bucht - lutherisch, anglikanisch und "United"
Mahone Bay
Lunenburg
Lunenburg
Lunenburg
Lunenburg
Lunenburg
Lunenburg
Lunenburg
in Lunenburg sind selbst die öff Toiletten dekoriert!

Die Campingplätze hier – langsam kapieren wirs – sind anders als in Europa. Kanadier fahren meist mit riesigen „rigs“ genannten Anhänger-Aufliegern vor, die haben absolut alles an Bord. Da benutzt keiner 'ne Campingplatz-Toilette (außer er hat grad was Ansteckendes oder so, hi hi). Die Toiletten und Duschen müssen aber vorhanden sein (nehmen wir an), also werden sie irgendwie möglichst kostengünstig hingebaut. Z.B. werden alte Schuppen mit Hilfe von reichlich OSB-Platten o.ä. entsprechend konvertiert. Allen diesen Anlagen ist gemeinsam: innen herrscht Außentemperatur! Es ist oll, aber insgesamt sauber. Gefliest ist hier gar nix. Fußboden meist aus selbst gegossenem Beton (Risse...). Duschen manchmal gegen Münzen. Interessante Kleintierfauna. Kurz gesagt, mit solchen Sanitärräumen bekäme in Europa niemand die Konzession für einen Campingplatz. Aber was solls, es funktioniert und wir werden sauber.

Dauerregen ...


Weiter geht’s am nächsten Morgen – regenfrei! - nach Digby, an der Bay of Fundy. Die Fundy-Bucht ist berühmt für ihre Gezeiten, genauer gesagt, für den welthöchsten Tidenhub von sage und schreibe bis zu 16 Metern. Als olle Fischköppe wissen wir, das jede Tide um die 6 Stunden braucht und sind dementsprechend nicht enttäuscht, das Steigen und Fallen des Meeres nicht beobachten zu können. Der Camping ist ganz nett und wir laufen ins Städtchen, bewundern die Ebbe und zum Ende des Spaziergangs besuchen wir noch einen NS-LC (Nova Scotia Licquor) – Shop, weil : bald habe ich Geburtstag und da muss was zum Anstoßen her. OK, wir wussten es: hier ist alles teuer. In den 3 Hoteltagen in Halifax mussten wir essen gehen, das war mies und teuer; Lebensmittel im Supermarkt kosten, obwohl MwSt-befreit, gut das zwei- bis dreifache von denen bei uns; und Alkohol jeglicher Art ist mindestens drei- bis viermal so teuer. Ätz! Na egal, es wird eine Flasche australischer Sekt (später: war ganz ok) und je eine Flasche Rot- und Weißwein aus Südamerika (später: beide Bäh!).

Digby, Hafen bei Ebbe - an der Schräge und Länge der Stege kann man den Tidenhub erahnen!
Digby, Ufer"promenade"
Digby, frohe Katze
Digby, frohe Kühe mit Ralf
Digby

Von Digby führt uns die Strasse (und natürlich unser Wille) - nach einem kleinen Abstecher nach Long Island zu Balancing Rock in das pittoreske Kleinststädtchen Annapolis Royal. Heute leben hier nur noch ca. 450 Menschen, aber es war vor ca 200 Jahren mal die Hauptstadt von Nova Scotia (bevor diese Ehre Halifax zuteil wurde). Der Campingplatz (ab jetzt: CP) ist ein paar Kilometer weiter am Wasser und OK. Wir laufen nach Annapolis und dort herum und dann zurück, denn irgendwie müssen wir ja unsere Bewegung kriegen. Nb., in Annapolis steht das einzige Gezeitenkraftwerk des nordamerikanischen Kontinents (habe ich so gelesen, nicht nachgeprüft).

Warten an der Fähre nach Long Island
Warten an der Fähre nach Long Island
Der berühmte "Balancing Rock". 


Und jetzt ein paar Fotos aus Annapolis Royal:


Annapolis - der unvermeidliche Leuchtturm (gibts hier wie Zeitungskioske in D)
Blick auf den Annapolis River
Fort St. Anne 
Fort St. Anne 
Magnolienallee am alten Friedhof

Das Ziel für den Folgetag steht schnell fest: der Cape Blomidon Provincial Park. Das ist richtig schön da, weit und groß mit Aussicht …. und ein schöner CP, zwar ohne Strom – aber einen Tag geht das, wir haben Solar. Am Nachmittag machen wir eine schöne Wanderung, entlang der Steilküste und durch den noch halbkahlen Mischwald, immer wieder mit schönen Aussichten.

Cape Blomidon, Blick über das Minas Basin auf einen anderen Teil von Nova Scotia
Blomidon Provincial Park, Campingplatz
Blomidon Provincial Park, Campingplatz
viele Bäume sind noch kahl ...
was das wohl ist? 

Leider, und schon vertraut, ist am nächsten Morgen wieder Schüttwetter – wir bringen angesichts dessen unsere bisher längste Fahretappe hinter uns. Beschluß: Nova Scotia kann uns mal, wir wollen keine Schwimmhäute! Ein Blick auf den Wetterbericht (Internet gibt’s auf dem Camping oder an der öffentlichen Bibliothek o.ä.). sagt: Prince Edward Island (PEI) ist besser. Wir fahren knapp 300 km bis in Nähe des Örtchens Pictou. Nur wenige KM von dort legt die Fähre nach PEI ab. Es schüttet den ganzen Abend und die ganze Nacht wie aus Eimern. Ich freue mich doll über die vielen Geburtagsglückwünsche!!! Danke dafür!

Strand bei Pictou, Dauerregen und 6 Grad. Brrrr.....
... da muss was Warmes in den Bauch. Campingküche halt.

Neuer Tag, neues Glück: der Wecker klingelt halb Acht (das tut er sonst nicht), die Sonne scheint, wir duschen und machen fix, um die Fähre um 11 zu erreichen. Aber das ist ein neuer Post … in ein paar Tagen.

Danke fürs Lesen und viele Grüße nach Europa!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen