Dienstag, 25. Juni 2019

Je ne parle pas anglais [Ich spreche kein Englisch] …. durch die Provinz Québec (QC)

QC ist französisch, Punkt. Hier spricht man französisch, Punkt. Wer das nicht kann, hat Pech und „verhungert“ manchmal (bildlich gesprochen) am langen Arm. An ein paar Stellen ist uns das passiert. Meist bemühen sich die Leute aber und benutzen ihr (stark akzentuiertes) Englisch, wenn sie merken, das wir echte Ausländer sind. Die Provinz wirkt deutlich wohlhabender, als alles, was wir bisher gesehen haben. Die Häuser schöner und gepflegter, die Menschen besser gekleidet, die Supermärkte besser sortiert etc.




Von NB aus kommend umrunden wir die Gaspé-Halbinsel gegen den Uhrzeigersinn – besonders das an der Baie des Chaleurs gelegene Südufer gefällt uns sehr gut! Pittoreske Örtchen, Blumen, hübsche Häuser und immer das meist blaue Wasser der Bucht. Es ist deutlich lieblicher als zuvor in NB oder NS. Dazu eine gute und noch nicht überbeanspruchte touristische Infrastruktur. In der Hochsaison sieht das vmtl anders aus, aber jetzt ist es herrlich. Am berühmten „Rocher percé“ (wörtl: gelochter Felsen) mussten wir nicht mal fürs Foto anstehen. Natürlich erwischt uns wieder ein Schietwettertag mit Dauerregen und viel Nebel, weshalb wir durchs Landesinnere der Halbinsel abkürzen; man konnte am Kap Gaspé eh nicht die Hand vor Augen sehen.
Im Winter ist hier eine Motorschlittenpiste
Dorfladen
Camping, das war sehr primitiv da... und die Toiletten verschlossen, toll!
Das Nordufer der Halbinsel wird durch den St.-Lorenz-Strom gebildet und das ist ein wirklich äußerst beeindruckender Fluß. So ca. 30-40 km vor der Mündung ins Meer ist er um die 30 km breit! Das ist kein Schreibfehler! Die Fähren brauchen dort 2 Stunden, um ihn zu überqueren. Natürlich ist er den Gezeiten ausgesetzt. Der St.-Lorenz-Strom bildet den Abfluss der Großen Seen (Eriesee, Huronsee, Lake Superior etc), das erklärt seine Mächtigkeit. Das deutsche Wort „Strom“ ist mehr als angemessen dafür; in frz bzw engl heißt er aber einfach „Fluss“. Ca 90 km westlich von Québec ist der St.Lorenz immer noch deutlich breiter als die Elbe Nähe Hamburg. Und viel tiefer! Riesige Schiffe fahren darauf. Er ist nicht begradigt o.ä., sondern befindet sich im Naturzustand.
Bei New Richmond, Gaspé
Camping, Bei New Richmond
Blick über die weite Bucht
Bei New Richmond
früher gabs hier auch Personenzüge, die Bahnhöfe existieren teils noch
unterwegs auf der Gaspé
unterwegs auf der Gaspé
unterwegs auf der Gaspé
Rocher Percé
Paddlergymnastik am Strand vorm Rocher Percé

Rocher Percé
Rocher Percé
auf der Gaspé
Das vermutlich hübscheste Toilettenhäuschen der Welt! Sauber wars auch.
Das Nordufer der Gaspé Halbinsel bietet weniger touristische Infrastruktur als der Süden, es ist dünner besiedelt und wirkt teilweise sehr schlicht, um nicht zu sagen ärmlich. Die Landschaft ist trotzdem grandios. In Rimouski „stolpern“ wir über einen Museumskomplex: ein alter Leuchtturm nebst div Personalhäusern dazu, ein Museum zum Thema „Empress of Ireland“ und das Ende der '90er ausgemusterte U-Boot „Onondaga“. Letzteres besichtigen wir, dh wir krabbeln mit Audioguide einmal durch das 90m-U-Boot. Eindrucksvoll, auch gruslig – wie man sich freiwillig dazu entscheiden kann, auf einem U-Boot zu fahren, übersteigt meine Vorstellungskraft. Keinerlei Privatsphäre, nicht duschen …. puhhhh. Gar nicht sagt uns „Empress of Ireland“: aber ein Blick in den Vorraum der Ausstellung (die wir uns schenken) macht es klar. Das war die kanadische Version der Titanic-Katastrophe, nur 2 Jahre später. Die „Empress of Ireland“ hatte den Hafen von Québec verlassen, mit Ziel Liverpool. Wenige Stunden nach dem Ablegen sank sie auf dem St.-Lorenz-Strom im Mai 1914 nach einer Kollision mit einem Frachtschiff. Es gab über 1000 Tote. Mehr gibt’s bei Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/RMS_Empress_of_Ireland (englisch)
U-Boot Onondaga
U-Boot Onondaga
Schlafplatz, die rote Tasche ist der komplette Raum für private Dinge, puhh!
U-Boot Onondaga
und noch ein anderer Schlafplatz. Groß oder dick durfte man auch nicht sein.

Bei deutlich gebessertem Wetter (nur leichter Regen ☺) fahren wir am Folgetag weiter in den Parc National du Bic, einen kleineren NP, der an einer besonders schön zerklüfteten Küste gelegen ist. Es ist Samstag und wir relativ spät dran; wir haben aber Glück und bekommen auf einem der Campingplätze noch einen Stellplatz. Bei NPs, das muss man vielleicht mal erklären, gibt es (da sie ja quasi staatlich sind) immer einen großen Haufen Bürokratie zu bewältigen. Der Bic ist keine Ausnahme, und nach gefühlt 30 Minuten Interview komme ich mit Lageplan und Kreditkartenzahlungsbeleg wieder aus dem Büro raus. Mamma mia, was die immer alles wissen wollen! „Geboren ...? Wenn ja, warum?“ - so in dem Stil. Der CP ist total schön, neu gestaltet, mit neuen Waschräumen, richtig natur-schick. Das finden auch die 100 Mrd kanadischen Mücken, die da rumschwirren und sich ca 200 Menschen teilen müssen. [Inzwischen habe ich ja den dringenden Verdacht, dass kanadische NP nicht für die Besucher eingerichtet wurden, sondern um das Überleben der gemeinen und besonders gemeinen kanadischen Moskitos zu sichern. „Fresh human blood, daily!“, so könnte der Werbespruch heißen...

Aber das ist die Ansicht einer total verweichlichten, großstadtgewöhnten Mitteleuropäerin. Kanadier sind hart im Nehmen: nicht nur lassen sie sich durch die Mückenschwärme nicht vom abendlichen auf- und um den Campingplatz spazieren abhalten, nein, auch der kräftig und dauerhaft einsetzende Regen hält keinen von irgendwas ab. Es ist auch nicht gerade kuschelig.... aber nicht wenige Menschen, meist mit kleineren Kindern, zelten. Brr, verweichlicht hin oder her, wir sind gottfroh, in unserem gemütlichen und mückenfreien Tembo zu sitzen und amüsieren uns über das rege Treiben draußen.

Der nächste Morgen bringt, oh Wunder!, Sonne und etwas weniger Mücken. Sie sind wohl im Regen ertrunken. Wir machen eine Wanderung von einigen Kilometern Länge, die überwiegend durch den Wald führt. Wald, in Kanada, ist was Wildes: sehr selten planmäßig forstwirtschaftlich genutzt, wächst und stirbt dort alles, wie es grade kommt. Totholz wird nicht entfernt, Unterholz nicht ausgelichtet. Es gibt, um es mal wissenschaftlich auszudrücken, eine große Biodiversität. Das erfreut uns, und leider auch die geliebten Mücken. Alles was rausguckt, ist eingesprüht – mein Kopf leider nicht, und da schlagen die Biester zu.
im Bic Natl.Park
im Bic Natl.Park
im Bic Natl.Park
im Bic Natl.Park, Reh im Unterholz
Aber so wild ist das natürlich alles nicht und so fahren wir nach dem Wandern weiter und erreichen am Abend bei Montmagny unser nächstes Camp. Am nächsten Morgen geht es nach Lévis. Lévis liegt genau ggü von der Altstadt Québecs und ist mit dieser durch eine häufig fahrende Fähre verbunden. Unsere Idee ist: Tembo in Lévis parken und zu Fuß mit der Fähre nach Québec rüber. Genauso machen wirs. Abends zurück, aufs Camping und am nächsten Tag nochmal das Ganze. Ging sehr gut, wir haben nicht mal fürs Parken bezahlt. Am Nachmittag des zweiten Tages verlassen wir mit schmerzenden Füßen den Großraum Québec und suchen uns einen schönen CP am St.Lorenz-Strom, wo wir einen Tag pausieren.
Québec
mit der Fähre von Lévis rüber nach Québec
Québec, Hotel Chateau Frontenac
Québec
Québec
Québec, im Hintergrund die Funiculaire (Schrägaufzug)
Québec, Wandbild
Québec
Québec
Québec
Québec, Kathedrale Notre Dame de Québec
Québec
Québec, nochmal das Chateau Frontenac
Québec
Québec, unterhalb des Chateau Frontenac
Québec, Blick auf den St.Lorenz Strom
Québec, große Seeschiffe fahren den Strom hinauf
Québec, Provinzialparlament
Québec, Chateau Frontenac in ganzer Schönheit
der Flieder blüht überall!
Bierzapfhähne in einem Lokal
Das was wir von Québec gesehen haben, hat uns gut gefallen – es ist allerdings für uns nicht spektakulär (wie für die kanadischen oder US-Touristen), weil: es sieht aus wie in Belgien oder Nordfrankreich. Das Auge freut sich, was Vertrautes zu sehen; aber es ist eben auch vertraut, das Ahhh! und Ohhh! bleibt aus. (Ottawa war da überraschender)

Nach dem Pausentag heißt das Ziel Ottawa, in der Provinz Ontario.
abends auf dem Camping, Sonnenuntergang am St.Lorenz Strom
abends auf dem Camping, Sonnenuntergang am St.Lorenz Strom
(der VW-Bus war aus Irland!)