Dienstag, 7. April 2020

Tagebuch La Paz (21.3. - 13.6.20)

[Während wir hier in La Paz rumsitzen, schreib ich ein bißchen Tagebuch... Fotos kommen noch ein paar dazu, aber nicht jetzt und heute.]

21.3.
Wir kommen in La Paz an und quartieren uns im Camping Maranatha ein, etwas außerhalb der Stadt. Der Platz ist sehr, sehr gut, er gehört zu einer Jesuitenmission bzw. -kolleg, so ganz klar ist es uns nicht geworden.
Spaziergang in der Stadt, über den Malecon, das ist die Promenade am Meer entlang. Sie ist im Wortsinne blank geputzt und mehrere Kilometer lang.
La Paz hat eine recht gute touristische Infrastruktur. Es ist besonders im Winter bei Amerikanern und Kanadiern beliebt, denn der Winter hier ist wie ein Frühling. Die Stadt soll ca 250.000 Einwohner haben.
Als wir ankommen, ist es schon sehr leer, scheinbar sind eine ganze Menge Leute früher als geplant abgereist; wegen Corona natürlich.

Der Malecon ist gute 5 km lang, in größeren Abständen stehen Skulpturen ...


Schaukel und Karrussel für mobilitätseingeschränkte Kinder



Kathedrale von La Paz
... und eine Hochzeit

23.3.
Unser Spanischunterricht bei „El Nopal“ beginnt. Nur Einzelunterricht, keine Gruppen, wegen Corona....
Unsere Lehrerin heißt Marcela, sehr jung, sehr schlank, mit wilden roten Locken. Nett.
Zur Schule und zurück zum Camping fahren wir Uber.

Das Restaurant Estrella de Mar, direkt am Strand.... jetzt auch geschlossen
Diese Skulptur ....
... illustriert das Gedicht hier.
Café am Campingplatz
... mit sehr gutem, frischen Kuchen und Torten
und der Campingpltz-Pool
25.3.
Es wird klar, das wir hier länger sein werden und wir haben uns ja bewusst fürs Hierbleiben entschieden. Jemand brachte uns auf die Idee, mal bei airbnb zu schauen. Da gibt es in der Stadt ein Apartment mit groooßer Dachterrasse, nicht weit vom Meer. Und Aircon hats auch. Wir haben mal angefragt.

27.3.

Plötzlich ging es ganz schnell. Wir haben das o. e. Apartment besichtigt, geklärt, das wir das Auto da auch sicher abstellen können und haben gleich gemietet, erstmal vom 1.-30.4. Es kostet 600 Euro, alles inklusive.
2farbig blühender Straßenkaktus
müder (?) Straßenkaktus
ein Teil des Campingplatzes, wir sind ganz vorn rechts
das ist Mercy, der kleine Campingplatzhund
29.3., Sonntag
Wir wollten einen Ausflug auf die Halbinsel vor La Paz machen, zum Strand El Tecolote, denn der soll toll sein. Kurz vorher müssen wir leider umdrehen, ab heute sind alle Strände gesperrt.

Ausflugsversuch... wir kamen leider nicht sehr weit
kurz mit den Füßen ins Wasser.... sehr schön

30.3.
Spanischunterricht gibt’s nur noch online, ich probiere es mal aus. Bissel gewöhnungsbedürftig. Drauf verzichten möchte ich möglichst nicht, denn irgendwas für die Birne will ich gerne machen.

Sonnenuntergang in der Bucht von La Paz
1.4.
Umzugstag. Unsere neue Adresse heißt Calle Lic. Benito Juarez 540. Es ist ein sehr heißer Tag und wir schwitzen sehr, als wir unser ganzes Gedöns aus Tembo zusammensuchen und nach oben ins Apartment schaffen.

Tembo steht gut eingeschlossen auf dem Nachbargrundstück. Man sieht ihn von der Straße aus nicht. Da er Solar auf dem Dach hat, laden die Batterien automatisch.

unser Aufgang
Aussicht
Terrasse
Wohnküche
Schlafzimmer
Bad
Ausblick 2
4.4.
Jetzt ist auch der Malecon gesperrt. Nix mehr mit Spazierengehen. Einzige Außer-Haus-Bewegung ist jetzt der Gang zum Supermarkt (ca 20 Minuten) oder zum Bäcker (ca 15 Minuten).

volle Regale im Supermercado
und Klopapier palettenweise!
5.4., Sonntag
Ich skype mit Loreta, herrlich!!! Später skypen wir noch mit B + A, auch das tut gut. A hat am 30.3. nach 19 Jahren die Kündigung bekommen. Er ist aber eher froh drum. Bald wird er 60.
Die Fotos werden jetzt auch weniger. Nur noch Sonnenuntergänge oder Kleines am Straßenrand.

fast jeden Abend sehen wir von der Terrasse einen schönen Sonnenuntergang

6.4.
Um 6.30 klingelt der Handywecker, um 8.00 ist meine Online-Spanischstunde, Ralf ist um 9.00 dran. Es ist früh noch halb dunkel.... später kapieren wir, das in der Nacht davor Zeitumstellung war. Hatten wir nicht mitbekommen.
Ansonsten das Übliche: kleines Sportprogramm, lesen etc

7.4.
Putztag. Sporttag. Irgendwie die Zeit rumbringen. Noch gehts. - Interessangt wäre jetzt ein gutes Mikro zu haben: die Geräusche sind durchaus interessant. Vormittags fahren diverseste Servicee die Straßen ab (zB das Gasflschen-austausch-Auto, das Wasserauto, usw usf...) und jeder hat seine Erkennungsmeldodie, die er über Lautsprecher abdudelt. Für uns klingt das meiste wie alte Schlager. Dazu kommen die Hunde, die hier überall in der Nachbarschaft wohnen (keine wilden!) und ständig bellen, sowie die Hühner bzw Hähne, die offenbar auch viele Leute halten. Es kräht und bellt den ganzen Tag. Dann natürlich noch die normalen Vögel, die es dank recht viel wildem Grün auch in großer Zahl gibt.

Sogar der Segen wird jetzt per Auto geliefert, Soundtrack: ein schlagerähnlicher Choral
8.4.
9.00 Spanisch.
Versuch auf dem Malecon spaziernzugehen: auf ca 500 m 3 Polizeimotorräder und 1 Polizeiauto. (Jonte und Bjarne hätten sich über die Blinklichter gefreut). Alles abgesperrt, alles leer. Langweilig. Abends "Fernsehabend": alte Kamellen von J v d Lippe und Loriot auf youtube.

gesperrte Promenade
9.4.
Sport, putzen, Supermarkt. Putzen geht hier immer, da es so extrem staubig ist. Das Ergebnis ist immer befriedigend (deshalb mache ich es), hält aber nie lange an.


10.4., Karfreitag
Hier kein Feiertag, aber die Stadt ist noch toter als sonst. Sport, 9.00 Spanisch, Nachrichten lesen, Bücher lesen, nachmittags Spaziergang zu der Kuppelkirche, die wir von der Terrasse aus sehen, aber alles ist verrammelt / verschlossen.

Bürgersteige sind hier Privatsache, ebenso die Begrünung.
Die Leute mühen sich aber durchaus, wie man an den beiden winzigen Pflänzchen sieht.
Begegnung an der Straße
11.4.
Früh ist das WiFi ausgefallen. Vor Montag können wir da nichts machen (lassen). Zum Glück haben wir noch unser Plan B-Internet, GlocalMe, bzw die mexikanische SIM-Karte. Es wird uns übers WE bringen, hoffen wir.
Gestern Abend haben wir noch unsere persönliche "Exit-Strategie" diskutiert. Es ist so vieles zu bedenken: die Grenzen zu den USA sollten geöffnet sein, nach Ankunft in D 14 Tage in Quarantäne wollen wir auch nicht (wie soll es gehen???; SZ schreibt, es würde nicht überwacht werden; na von den Nachbarn wohl doch; D einig Blockwartland?), unser Haus ist noch vermietet...
Ich frage mich immer häufiger: wie wird es in 3 oder 4 Monaten sein? Rennen alle nur noch mit Gesichtsmasken rum? Kann ich meine Freunde, die wiederzusehen ich wirklich kaum erwarten kann, dann nicht mal umarmen??? Bleibt es so? Ich merke, die Menschen in Europa sind offenbar schwerst verunsichert... was wird das mittelfristig für Auswirkungen haben?
Hier ist es extrem ruhig. Die Losung lautet "quedate en casa", also "Bleibt zu Hause". Hier gibt es offenbar keine Familien-Separierung: alle hocken wie die Kletten aufeinander, schön kuschelig, wie vmtl immer. Mein Bauchgefühl sagt, dass sich die Mexikaner, zumindest jetzt am Osterwochenende, in ihren Familienclans sehr wohl fühlen und keinen Streß/Frust haben.
Sport draußen wäre vmtl möglich, dazu wäre es aber gut Sportklamotten zu haben. Haben wir nicht.

13.4.
Gestern war ein stinklangweiliger Tag und sooo still... bis zum Abend, da fing DiscoMan (der Typ der ggü abends immer sehr laut mex Schlager spielt) an, mit einer Machete den Straßenbaum vor seiner Behausung (?) zu fällen. Äußerst unangenehme Geräusche... plus "armer Baum".
Heute ist viel besser. In Mexico gibt es keinen Feiertag am Montag, entsprechend kam wieder etwas Leben in die Stadt. Sehr früh Spanisch, dann Sport, Supermarkt. Das WLAN geht wieder, juhu. Viele lustige Filmchen uä von Freunden und Bekannten. Sehr nette Email von G aus K. Warmer Tag, wärmer als die letzten, aber geht noch. Ralf übt intensiv mit der Duolingo App Spanisch.

16.4.
Zum Glück vergehen die Tage unter der Woche deutlich zügiger als am Wochenende. Wir waren jetzt ganz gut beschäftigt: wir mussten ein wichtiges Dokument nach D senden und haben dies heute per FedEx auf den Weg gebracht. Immerhin dieses Büro hatte geöffnet, und wirkte auch kompetent. (Was man von dem Postamt wo wir vor ein paar Tagen zwecks Geburtstagsbrief aufgeben waren nicht behaupten konnte).
Gestern Abend hatte DiscoMan Musik, die mir gefiel. - Er wohnt in einem (wie soll man das nennen? In Hamburg würde man "Butze" sagen...) in einer Behausung, wo man das Fenster wohl nicht öffnen kann, und so macht er die Tür auf, hört laut Musik und trinkt (vielleicht) sein Feierabendbier... Arme Socke, vermutlich.
Heute morgen versuchte ich zu walken. Ich ging zur Promenade runter, weil das die einzige Straße mit vernünftigen Bürgersteigen ist. Weit kam ich nicht, dann erklärte mir ein Motorradpolizist, es sei Pandemie und Sport würde in Mexiko nicht gemacht. Rrrr... ich bin dann noch etwas durch die Nebenstraßen gelaufen, aber mit schlechtem Gefühl (lieber nicht auffallen).
Die faktische Ausgangssperre für die nicht so stark betroffenen Regionen, zu denen La Paz zum Glück gehört, wurde heute bis zum 17. Mai verlängert (in den "stark betroffenen" Regionen gilt sie bis 30. Mai). Das heißt, wir sitzen hier sicher noch den ganzen Mai lang.

Ein (derzeit geschlossenes) Geschäft hat vor seiner Tür, auf der Straße,
eine Möglichkeit zum Händewaschen eingerichtet. Das ist Mexiko pur,
Improvisation und Praktikabilität sind hier ganz groß!


20.4.
Es wäre gelogen zu behaupten unsere Stimmung sei toll... wir sind zunehmend gereizt, und ich heule immer mal los, einfach so... Was am Meisten nervt, ist die derzeitige Perspektivlosigkeit; nicht nur hier bei uns, sondern generell. Alle Grenzen zu! Erinnert mich an finsterste DDR-Zeiten. Fast noch schlimmer, denn teilweise darf man ja in D nicht mal ins Nachbar-Bundesland fahren! (Was für die Hamburger in ihrem kleinen Stadt-Staat bestimmt besonders übel ist – HH grenzt an Niedersachsen, S-H und Meck-Pomm. Die beiden letzteren sind „geschlossen“. Ein Wahnsinn, wirklich.)
Wer jetzt arbeiten geht, empfindet es sicherlich anders, für einige ist die Situation möglicherweise sogar entspannter als normal.

Gut, genug gejammert. - Das am vergangenen Donnerstag verschickte Dokument ist bereits angekommen! Wahnsinn!!! Hoch lebe FedEx. Es hat aber auch gute 50 Euro Porto gekostet.

Der Sonntag gestern war wie immer der langweiligste Tag der Woche. Immerhin hatte er ein Highlight: an unserem Nachmittag haben wir mit Freunden in D geskypt. Dort war schon Abend, und wir saßen virtuell zusammen auf dem Sofa und haben fast 2 Stunden geklönt. Das war gut.
Beim Freitags-Einkauf im „Chedraui“-Supermarkt wurde Fieber gemessen. Obwohl nur Einzelpersonen bzw nur 1 pro Familie rein darf, war es ganz schön voll; wir werden den Freitag künftig meiden. Wir gehen natürlich immer beide, getrennt und auch mit geteiltem Einkaufszettel.


Heute früh war wieder Spanisch. Ich habe was Interessantes gelernt: es gibt im (mexikanischen?) Spanisch eine grammatikalische Konstruktion, die dem Sprecher die Schuld nimmt. Also auf deutsch in etwa so: Schuld - „Ich habe den Schlüssel verloren“ // Nicht-Schuld - „Der Schlüssel ging mir verloren“. Laut der Lehrerin wird das sehr häufig verwendet und wirkt tatsächlich auch auf den Sprechenden (ich hatte danach gefragt), der sich dadurch auch mental aus dem Problem rauszieht. Interessante Sache, finde ich.

Falls ja, sagt Bescheid: wir sind dabei!!! ☺
21.4.

Der gestrige Tag hatte ja stimmungsmäßig etwas trübe begonnen, endete dann aber sehr gut: wir haben auf YouTube die uralte Kamelle „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ mit Louis de Funés angeschaut. Ich liebe LdF, diesen Film kannte ich noch nicht und ich habe mir beim Schauen teils fast in die Hose gepinkelt vor Lachen. Er ist heutzutage total politisch unkorrekt, funktioniert aber noch, weil: das rassistische A...loch ist die Hauptfigur, LdF, und er ist natürlich nicht der Rabbi Jacob... Saukomisch.

Heute konnten wir die Miete der Wohnung für Mai verlängern und haben auch gleich bezahlt.


Während eines Kurzbesuchs bei Tembo – wir brauchten was – mussten wir leider feststellen, das eine Maus / Mäuse im Auto sind oder waren. Wir haben erstmal alles rausgenommen was in den Bereich Lebensmittel fällt und weder in Dosen noch in Gläsern verpackt ist (das waren nur kleine Reste). Am WE muss ich da putzen, und dann müssen wir irgendwie rauskriegen, ob das Vieh da noch drin ist oder nicht. - Das Viechel hat sogar meine Chiliflocken probiert, dann vermutlich Sodbrennen gekriegt und sich deshalb noch an einer Packung Riopan vergriffen.  


23.4.
Nach dem Gejammer der vergangenen Tage habe ich beschlossen, heute mal alles aufzuzählen, was gut ist (und mir spontan einfiel, also kein Anspruch auf Vollzähligkeit; und die Sortierung ist willkürlich)

1. Wir kommen hier problemlos mit unserem Geld aus, es bleibt sogar was über.
2. Der Himmel ist immer blau.
3. Jeden Tag scheint die Sonne.
4. Die Vögel zwitschern.
5. Dank eBooks und Streaming haben wir keinen Mangel an Lesestoff oder Filmen.
6. Man kann ganz köstliche Mangos kaufen, auch die Ananas ist gut.
7. Ebenso die Cantaloupe-Melonen. Passend dazu gibt es. sogar Serrano-Schinken (abgepackt).
8. Bislang hatten wir keinen Stromausfall.
9. Wir haben WiFi und bis auf 2 Tage hat es immer funktioniert.
10. Es gibt Häagen Dasz Eis zu kaufen. Sogar die Sorte Vanille.
11. Keine Mücken bei uns „oben“ (und sonst wohl auch nicht, zu trocken)
12. Wir sind gesund.
13. Unser Auto hat einen guten und sicheren Stellplatz.
14. Wir haben viel Kontakt mit Familie und Freunden.
15. Die Leute hier sind immer noch alle freundlich.
16. Es gibt in La Paz derzeit keine Unwetter (im Gegensatz zum Zentrum des Landes, dort hat es Überflutungen nach sehr starken Niederschlägen; außerdem rumort der Popocatepetl-Vulkan und spuckt Asche etc)
17. Man kann Nivea Produkte kaufen („Made in Mexico“)
18. Wir haben einen schönen großen Kühlschrank mit TK-Fach.
19. Die Trinkwasserbeschaffung ist unkompliziert und kostet sehr wenig.

24.4.
Heute waren es ab ca 12.00 Uhr bis zum Sonnenuntergang kurz vor 20.00 durchgehend 35 Grad und Südwind. Es war unerträglich, die Luft nicht mehr luftig sondern wie eine Wand, der Wind wie ein Heißluftföhn. Wir waren ab Mittag komplett drin, alle Fenster und Türen zu, Klimaanlage an. 15 Minuten nach Sonnenuntergang fiel die Temperatur merklich und man konnte gut draußen sitzen.

Mittags eine Stunde mit Lo geskypt. Ihr geht’s eigentlich ganz gut so wie es ist, sie bekommt ihr volles Gehalt, ist aber nur zu Hause (da sie über 60 ist). Ihr Streßpegel scheint deutlich gesunken zu sein.

25.4.
Halb sieben klingelte der Wecker, wir müssen in den Supermarkt. Nach der gestrigen Hitze wollten wir das möglichst früh am Tag erledigen. - Das erwies sich als nicht so sinnvoll, denn wir durften weder alk-freies Bier, noch Wein noch Mineralwasser kaufen. Das ist erst ab 9 gestattet. ???? Mineralwasser, die neue Volksdroge?! Mal wieder was, was man einfach in die Schublade mit der Aufschrift Schwachsinn stecken und dann schnell vergessen muss.

Danach habe ich mich ans Maus-Auto (wir haben/hatten Mäuse im Camper) gemacht und den ganzen Mäusedreck weggeputzt. Der Plan ist, jetzt ein paar Tage zu warten und dann zu kontrollieren, ob wieder neuer Mäusedreck da ist. Falls ja, brauchen wir Fallen und Gift und vllt einen Kammerjäger...... nicht dran denken.

Mit R telefoniert. Alles ok soweit, aber sie leidet unter dem Rheuma. Medikamente will sie derzeit nicht nehmen, da diese das Immunsystem herunterfahren.

27.4.
Heiß, heiß, heiß. Nachmittags geht nur drin, mit Klimaanlage an. DiscoMan macht keine Disco mehr. Ist er krank? Oder seine Anlage kaputt? Das wollen wir doch nicht hoffen....

Die Spanischlehrerin klagte mir heute ihr Leid, das sie ihre Lieblingssorte Bier nicht mehr zu kaufen bekommt (die Brauereien haben schon vor ein paar Wochen die Produktion gestoppt, wegen Corona). Als wir nach dem Unterricht im Supermarkt waren, sah ich die Marke und schickte ihr gleich eine entsprechende Info. Fast wie zu DDR-Zeiten... Haben unsere Getränkevorräte jetzt aufgefüllt und ich bin samt der schweren Taschen mit Uber heimgefahren. Nur noch 1 Fahrgast pro Uber, und Maskenpflicht. Echter Luxus, für ungefähr 2 Euro.

Blick von der Terrasse, gleich geht die Sonne auf. Ist ca 6.30 Uhr.
29.4.
Heute flatterte ganz kurz ein Kolibri bei uns oben auf die Terrasse. Da es dort aber keine Nahrung für ihn gibt, war er leider schnell wieder weg. Ich vermute, er wurde angezogen von der riesigen Agavenblüte an einer Seite des Hauses.

Das ist auch noch offen: ich wollte unbedingt mal ein gutes Foto von einem Kolibri machen. Wir haben zwar schon häufiger welche gesehen, ein Foto ist mir aber noch nicht geglückt. Das kann auch nur über Serienbild gehen, weil sie ja so schnell flattern das man sie oft zunächst für große Insekten hält.


Es war nicht ganz so heiß heute, „nur“ um die 33 Grad.
  
Vom rückwärtigen Balkon (den wir nicht nutzen) können wir Tembo sehen. Er staubt langsam ein...

30.4.
Supermarkt-Tag. Anfangs war es noch ein Highlight, mittlerweile ists nur eine nervige, unumgängliche Sache. Es war sehr voll, und an den Geldautomaten im Markt stand eine lange Schlange. Alle kauften viele bunte Torten uä, ich glaube hier ist morgen Kindertag und am Wochenende ist Muttertag. Außerdem Monatsletzter und vmtl Zahltag. Das würde die Massen erklären (es ist ja erst Donnerstag). Mittags wieder schlanke 37 Grad (immer, wenn Südwind ist, wirds so sehr heiß. Nordwind ist besser.)

Die extremen Gegensätze hier lassen uns immer noch mit dem Kopf schütteln: prächtigste Häuser (die auch in D noch als prächtig auffielen) stehen neben ärmlichsten Behausungen. Es gibt sehr viele Gebäude, die leerstehen und sich in unterschiedlichsten Stadien des Verfalls befinden; und das in der „zona central“. Es gibt auch nicht wenige leerstehende Geschäfte und leere Grundstücke. Und an den Bordsteinen parken sehr viele Autowracks und auch „Nutzfahrzeuge“ wie Verkaufskarren uä. Meist scheinen sie da schon länger zu stehen, denn ihre Reifen sind alle platt. So ganz verstehe ich es nicht, denn Autos sind hier wirklich wertvoll und wer ein funktionierendes hat kann sich glücklich schätzen. Eine Reparatur ist doch fast immer billiger als ein „neues“ (gebrauchtes) Auto?

An die Bürgersteige hier haben wir uns auch gewöhnt, was heißt wir benutzen sie nicht, sondern laufen auf der Fahrbahn. Es scheint so zu sein, das der Grundstücksbesitzer auch für das Stück Bürgersteig zuständig ist. Die Ergebnisse sind extrem verschieden: von „Nichts“ (also der natürliche Sandboden, in zerlatschtem Zustand, mit reichlich Müll garniert) bis „perfecto“ (eben, gefliest, sauber, bepflanzt...) gibt es alles. Der Punkt ist, das es halt von Grundstück zu Grundstück extrem wechselt und zwar nicht nur der Belag, sondern auch die Höhe ... Es ist ein Hindernislauf mit Beinbruchgefahr. Anders ist es nur auf ganz wenigen Innenstadt-Geschäftsstraßen und auf dem Malecon. Aber der ist ja gesperrt.

5.5., Dienstag
Das Wochenende ist die langweiligste und emotional schwierigste Zeit in der ganzen Woche. Wir haben wirklich fast nichts zu tun und dann liest man ewig Nachrichten und wird immer trübsinniger. Das vergangene WE war da leider keine Ausnahme. Gestern, am Montag, haben wir fast 2 Stunden mit Ralfs Tocher W + ihrer Frau S geskypt, das war schön. Unsere Enkel sind mittlerweile beide in der „Böckchen“-Phase, was die Mütter durchaus herausfordert.

Die Laune ist sehr viel besser, denn langsam – endlich, endlich! - tut sich ein bissel was in D und Europa. Bald kann man in D wieder eine FeWo oä mieten, das ist doch schon mal was.

Heute war Supermarkt-Tag: es gibt nun kein mexikanisches und auch kein amerikanisches Bier mehr zu kaufen. In Mexiko mussten die Brauereien ja auf behördliche Anordnung die Produktion einstellen, noch in den Lägern vorhandene Ware darf nicht geliefert werden. Teure Importbiere gibt es noch und das Tequila-Regal ist beruhigend gut gefüllt. Abends haben wir im Freiluftkino auf der Terrasse einen Film mit Bjarne Mädel geschaut (eine Art moderne Version von „Tod eines Handlungsreisenden“).

Tequila gibts im Gegensatz zu Bier noch sehr reichlich....
Die Nachmittage verbringen wir jetzt immer mit Klimaanlage drinnen. Zu Hause haben wir uns immer sehr gefreut, wenn die Tage lang waren; hier schaue ich Nachmittags schon 1 oder 2x auf die Uhr, wann endlich der Sonnenuntergang kommt. Dann ist die Hitze schlagartig vorbei, es ist immer noch warm, aber angenehm. Wir sind ja in der Wüste, die Hitze ist trocken, die Temperaturunterschiede zur Nacht zum Glück (noch?) deutlich und es gibt – zumindest im 2. Stock, auf der Terrasse – praktisch Null Insekten uä. Die Stunde nach Sonnenuntergang ist für mich die zweitbeste des Tages (die beste ist früh, gleich nach dem Aufstehen). Wir schauen nach Westen, und obwohl die Dunkelheit schnell kommt, leuchtet der Himmel noch ungefähr eine Stunde lang in dramatischen Rottönen; wirklich schön.

7.5.
Heute bekomme ich Info, das in Mexiko am 17.5. langsame Öffnungen beginnen sollen; in stärker betroffenen Gebieten erst ab 1.6. [Ich habe neben der dt. SIM-Card auch eine mexikanische im Handy, und bekomme dadurch dauernd irgendwelche Links, Nachrichten uä geschickt. Normal nervts, grad ist es aber ganz praktisch. Ich verstehe natürlich nur maximal die Hälfte.]

CNN meldet, dass Kalifornien morgen mit der Öffnung beginnen will.

10.5.
Muttertag - das wird hier in Mexiko groß gefeiert. Wieder mal eine tolle Gelegenheit für kuschelige Familienzusammenkünfte. Zur Zeit ca 1600 Neuinfektionen pro Tag, Tendenz noch steigend. Die meisten Neuinfektionen sind lt mex Medien in Mexiko Stadt. Nichtsdestotrotz, ab 18.5. ist hier der Beginn von Öffnungen geplant. Schul-Wiederbeginn landesweit am 1.6.; der Bundesstaat Jalisco hat gemeldet, das er bei der Schulöffnung nicht mitmachen wird.

Gestern kam ich ganz unerwartet zu einem Haarschnitt: wir gingen zu einem Supermarkt und kamen an einem geöffneten (illegal?) Frisörladen vorbei. Es war sogar ein Damenkopf abgebildet (hier sind die normalen, kleinen Frisörläden oft nur für Männer - es gibt dort nur Kurzhaarschnitte, sonst nichts; Damen gehen in den Schönheitssalon für Farbe uä). Wir sind dann mutig rein, und da sonst kein Kunde da war, hab ich die Gelegenheit ergriffen und mich von meiner 10-Wochen-Matte verabschiedet. Frisör ohne Reden; aber das kennen wir ja schon. Ralf guckt zu und passt auf, und zeigt dem Frisör, wo mehr weg kann. Das geht ganz gut.

Es ist ein bissel weniger heiß gerade, die Morgen und die Abende sind fast frisch zu nennen. Nachmittags natl trotzdem < 30 Grad. Festland-Mexiko hat Unwetter. - DiscoMan war lange still und ist heute wieder in Hochform. Hatten wir direkt vermisst, ernsthaft!


Kopf oben, Haare ab ...
14.5.
Die Trägheit scheint neue Dimensionen zu erreichen. Ich fühle mich wahlweise wie eine Figur aus „100 Jahre Einsamkeit“ oder wie "Ilja Oblomow" ☺.

Meinen selbstauferlegten Wochenablauf halte ich allerdings immer noch strikt und mühelos ein: Montags, Mittwochs, Freitagtags jeweils um 9.00 für 50 Minuten eine Online-Spanischstunde. Danach Frühstück, dann Wohnung und Terrasse putzen. Dienstags, Donnerstags, Samstags früh ca 1 Stunde Terrassensportprogramm. Nachmittags mit Ralf Kaffee und meist ein bissel Eis. Zum Sonnenuntergang ein Gläschen Alkoholisches, manchmal 2; mehr fast nie. Zwischen 22.00 und 23.00 Uhr ins Bett. Gegen 7.00 Uhr früh aufstehen. <repeat>

Nur der Sonntag fühlt sich ein bissel anders an, es ist stiller. Samstag ist hier ein normaler Werktag, wie früher als ich Kind war bei uns.

Sport, Spanisch, Putzen – es macht keinen Spaß, ich muss mich zu allem etwas überwinden. Aber danach habe ich das Gefühl, etwas geleistet zu haben und fühle eine gewisse Befriedigung. Deshalb mache ich es. Wenn ich Nachmittags im Schatten auf der Liege lese und mir fallen die Augen zu, ist es auch gut. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht. Nächtliche Schlafprobleme zum Glück (derzeit) auch nicht.
Allerdings erscheint es uns Beiden gerade nur schwer vorstellbar, wieder zu einem aktiveren Leben zurück zu kehren.

Mex macht wieder auf.... aber leider sind beide Staaten der Baja California nicht dabei. Man setzt hier, soweit ich es mitbekomme, auf Null aktive Infektionen als Voraussetzung zur Normalisierung; das gibt es in Teilen des Festlandes, hier leider nicht. Gestern wurde eine Art 4stufige Ampel verkündet, die ab 18.5. aktiv wird. Für uns ändert sich nichts. 

die geplante "Öffnungs-Ampel" für Mexiko
20.5.

Wir bleiben noch ein bißchen.... gestern war zu lesen, dass die USA-Landgrenzen zu Kanada UND zu Mexiko weiterhin für "non-essential travel" geschlossen bleiben (US-Amerikaner betrifft das nicht, die sind qua Geburt "essential"). Wir sind nur wenig enttäuscht, weil wir damit gerechnet hatten. Einen Mini-Hoffnungsschimmer gibt es noch: ich war kürzlich per Zufall auf die website der US customs and border protection gestoßen (www.cbp.gov) und dort kann man auch eine Anfrage stellen. Habe ich mal gemacht, für unseren konkreten Fall. Mal schauen, ob sie mich einer Antwort würdigen und ganz, ganz vielleicht dürfen wir ja doch?! - Falls nicht, hoffen wir weiter. Nächster Schließungs-Verlängerungs- oder Öffnungs-Termin ist der 22. Juni.

Bier ist in Mexico jetzt wirklich Geschichte. Im Supermarkt standen heute noch ganz wenige Flaschen "Limburgse Witt", irgendein belg/niederländ Weißbier; darüber hinaus "nada". Auch das Schnapsregal sieht mittlerweile sehr dünn bestückt aus. Das Angebot wird insgesamt immer schlechter. Vermutlich kommt nicht genug Nachschub an, denn fast alles, was hier verkauft wird, muss ja vom Festland her transportiert werden, was eine vielstündige Fährüberfahrt einschließt. Naja, verhungern tun wir noch nicht; wir haben ja auch selbst einige Kalorienreserven am Leib.

21.5.
Heute waren wir im Büro von Baja Ferries, das ist die Fähre, die aufs Festland fährt. Wir wollten mal nach dem Fahrplan schauen und fragen, welche Dokumente man für die Überfahrt braucht. - Dokumente haben wir alle, wie es scheint; aber: die Fähre nach Mazatlan, die immerhin ca 12 Stunden (über Nacht) unterwegs ist, hat keine Kabinen! Es ist die Balandra Star, ein 30 Jahre altes roro-Frachtschiff. Es gibt dort nur einen Aufenthaltsraum mit Reisebus-Sesseln.... die Vorstellung, da 12 Stunden zu verbringen, mit anderen Menschen, Kindern, und vermutlich mehreren laut plärrenden Fernsehern ist einfach schrecklich. Es gibt noch eine Fähre nach Topolobampo, das ist kürzer und ungünstiger für uns, aber die hat wenigstens Kabinen. Bislang hatten wir das ausgeschlossen, weil die Fährankunft in T. nachts ist. Aber: die Samstags-Fähre legt um 23.00 in La Paz ab, dh man käme im Hellen in T. an. Von da sinds dann "nur noch" 1800 km bis Veracruz. Bei der Variante Topolobampo muss man leider den ganzen Bundestaat Sinaloa durchqueren, der eines der "Kampfgebiete" der Drogenkartelle ist und laut AA unbedingt gemieden werden sollte. Immerhin führt eine Art Autobahn hindurch, also darf / muss / kann man möglicherweise nicht anhalten. - Veracruz ist unser last exit und worst case Szenario. Noch sind wir dazu wohl nicht bereit.

23.5.
Das war keine gute Woche. Ich bin oft ziemlich niedergeschlagen und Ralf wohnt auf YouTube, zuletzt vorzugsweise in WG mit Gregor Gysi. Wir gehen uns zeitweise gehörig auf die Nerven.

Der Nachtschlaf ist nicht mehr der Beste: a) träumen wir beide nächtlich unfassbaren Blödsinn und b) sind die Nächte oft laut durch Hundegebell und Alarmanlagen-Sirenen (vmtl Fehlalarme; ähnlich wie Anfang der 90er im Ostblock).

Die Website der US GBP erklärt ganz klar, dass Tourismus und Erholung "non-essential travel" sind. Frage: wenn wir mit Rückflugtickets und Rückverschiffungspapieren an der Grenze auftauchen (und damit beweisen können, das wir nur nach Hause wollen), lassen die uns dann passieren? Auf diese Frage hätte ich gerne eine Antwort....

Weiterreisen, in welcher Form auch immer, ist definitiv gestorben. Vor Corona gab es in Süd- und Mittelamerika bereits Länder, die man meiden (Venezuela, zB) oder zumindest sehr schnell durchfahren musste (El Salvador, Honduras, Nicaragua...). Aber jetzt herrscht in den meisten Länbdern nur Chaos. Wo es nicht so ist (Costa Rica, Uruguay, Paraguay) hat man sich mittelfristig von Allem/n abgeschottet, erfolgreich, um die Coronba-Probleme zu umgehen. Solange der Impfstoff nicht ds und nicht für Alle verfügbar ist, wird sich da kaum signifikant etwas ändern.

26.5.
Die ganz dunklen Wolken sind erstmal wieder weg, und wir haben das Apartment für Juni verlängert.

Ich versuche, eine deutsche Auslandsvertretung zu erreichen, weil ich die zum Grenzübertritt ein paar Dinge fragen will. Es scheint, als spielten sie Beamtenmikado: in Mexiko Stadt hatte ich immerhin einen Menschen am Telefon, die sich aber außerstande sah, mich mit der Konsularabteilung zu verbinden; stattdessen durfte ich eine Email schreiben - Wetten, wie lange die Antwort dauert (oder ob sie überhaupt je kommt) werden noch angenommen. Heute nachmittag versuche ich es in 10-Minuten-Abständen beim Generalkonsulat in Los Angeles. Obwohl laut website ganz klar Sprechzeit ist, erreiche ich nur die Bandansage. Grrr.....

28.5.
Es gibt einen kleinen Lichtblick! - Aber ich erzähl mal der Reihe nach: seit die Grenzschließung nun zum 3. Mal verlängert wurde, haben wir uns ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt Uns geht’s hier zwar körperlich gut, langsam wird man aber meschugge... es ist wie warten auf den Bus, ohne zu wissen, ob er überhaupt und wann er kommt.
Die Grenzschließungen USA/Kanada und USA/Mexiko sind jeweils bilaterale Vereinbarungen. Es ist vorstellbar, dass die USA und Kanada als gleichberechtigte Partner und auf Augenhöhe verhandeln. Im Falle USA und Mexiko sehe ich das eher nicht, dh letztendlich macht Mexiko in diesem Fall was die USA wollen.
Die Grenzschließungen betreffen nur „non-essential travel“ und damit NICHT:
  • Amerikaner, die nach Hause wollen
  • Mexikaner, die zurück nach M wollen
  • den Warentransport
  • die Berufspendler
All das ist „essential“. Man muss wissen, dass die USA sehr viele Fabriken/Werke/Produktionsstätten auf mex Seite, in Grenznähe, unterhalten. Billige Produktion zu sehr niedrigen mexikanischen Mindestlöhnen...
Von den Grenzschließungen betroffen sind lediglich ausländische Touristen (von denen aktuell – ich rate – maximal noch 1 Dutzend sich auf der Baja aufhalten), Richtung Las Vegas reisende mexikanische Spieler, der kleine Grenzverkehr – und vor allem und super-effektiv – die Migrantenströme! Und das ist natürlich was ganz Wunderbares für Herrn Trampeltier. Keine Migranten mehr, keine Asylanträge... und das alles ganz ohne Mauer. Macht sich supergut im Wahlkampf, denn im November möchte ja bitte eine zweite Amtszeit kommen.
Als uns das so klar wurde, haben wir wirklich Angst bekommen. Denn wenn außer einer Handvoll Touristen nur die „wandernden Verbrecherbanden“ betroffen sind – dann wäre es doch dämlich, diese Maßnahme wieder aufzuheben?!
Ich hatte vor ca 10 Tagen versucht die US CBP per Mail zu erreichen, aber es antwortet natürlich niemand. Ähnlich unerfreulich verliefen meine Kontaktversuche zu 3 verschiedenen deutschen Repräsentationen in Mexiko bzw den USA. Nicht zuständig, nicht da, komplett desinteressiert – die machen dir klar, du bist nur ein Stück Fliegendreck und kein Schwein interessiert sich für deine Fragen. Wohlgemerkt, ich wollte nur eine Frage stellen und eine Einschätzung haben!
Unsere Apartment-Vermieterin hatte dann eine Idee: sie meinte, wir sollen doch mal die Grenzposten („Port of Entry“ heißt das bei den Amis) direkt anrufen. Das habe ich getan. Diverse Versuche später erreichte ich heute morgen zunächst am Übergang Tecate/CA tatsächlich jemanden. Die Dame wirkte unsicher oder unerfahren, verstand mich wohl auch schlecht, und meinte dann wir sollten doch bitte bleiben wo wir wären, bevor sie einfach auflegte. Zweiter Versuch dann in San Luis/AZ; und mehr Glück: ein freundlicher Officer sagte „going home is surely essential“. Das wollte ich hören ☺.
Wie nun weiter? Wir planen, jetzt mit SeaBridge die Rückverschiffung ab Baltimore zu organisieren und uns allgemein auf die Abreise hier vorzubereiten. Da beide Bundestaaten der Baja offiziell immer noch im Lockdown sind (was natürlich alles erschwert) warten wir noch ein paar Wochen hier ab. Die Idee ist, um den 20.6. herum hier aufzubrechen und Richtung US-Grenze zu fahren (1400 km, keine Autobahn). Flüge würden wir uns erst kurz vor der Abfahrt buchen; vmtl ab Washington DC, denn das ist nicht weit von Baltimore.
Von La Paz bis Baltimore sind es ca 5600 km, das sind schlappe 500 km mehr als vom Nordkap nach Sizilien. Wir brauchen für die Strecke Minimum 3 Wochen, eher 4. Eine Garantie, das das so alles klappt, haben wir nicht und werden wir auch nicht bekommen. Mit Glück sind die Grenzschließungen ab 23.6. Geschichte. Wenn nicht, müssen wir versuchen dem Grenzpersonal klar zu machen, das wir nur einen Transit brauchen und uns nicht aufhalten wollen. - Soweit die aktuelle Lage. Sehr ausführlich, weil ich es ja auch für mich schreibe. Und ich werd' mir nicht alles merken.

jetzt blühen die Flammenbäume
2.6.20
Die Überraschung war gestern, und zwar eine echte! Wir waren mit M+J zum Skypen verabredet; und ta-daaa - plötzlich präsentierte uns M auch noch G+W mit im Raum! Letztere hatten wir seit über einem Jahr weder gesehen noch gesprochen. Das war sehr, sehr nett!!! ☺
Und heute grüßt wieder das Murmeltier.... alles wie immer, "just another day in paradise". Danke für die Glückwünsche ☺! Pfingsten war hier non-existent, weder Feiertag noch sonst irgendwie spürbar. Vielleicht nimmt der Heilige Geist dies Jahr ein Gap-Year....
Offiziell ist in Mex seit gestern der Gesundheitsnotstand beendet. Jetzt gilt eine Art Ampelsystem, in 4 Phasen, von rot über orange, gelb bis grün. 31 von 32 Bundesstaaten sind rot, was heißt, das sich kaum etwas ändert (Bergbau darf wieder betrieben werden). Lediglich Zacatecas ist "orange" und damit einen Minischritt näher an der Normalität dran. Die heißt hier "la nueva normalidad", was schlicht weiterhin bedeutet "quedate en casa" (Bleiben Sie zu Hause). Immer noch durchschnittlich um die 3200 Neuinfektionen pro Tag (D unter 500).
Die Vögel auf unserer Terrasse kennen wir inzwischen persönlich, Freund Gelb hier ist der einzige seiner Art und gönnte uns jetzt immerhin mal ein Foto. Dank Tante Google identifiziert!

Maskentrupial (eine Pirolart) auf der Agavenblüte vorm Haus


7.6.20
Wir haben beschlossen, schon am nächsten Samstag, 13.6., Richtung US-Grenze loszufahren. Der 20.6. war willkürlich gewählt. Das die Grenzen ab 23.6. geöffnet werden, erwarten wir nicht; da weder die USA noch Mexiko das Infektionsgeschehen in den Griff kriegen.
Der Plan ist, jetzt alles vorzubereiten - Auto innen und außen waschen, Wasser kaufen, Lebensmittel und extra Trinkwasser für 1 Woche kaufen, etc ... Am nächsten Samstag dann gegen 8.00 Uhr losfahren. Wir hoffen, nach 3 Übernachtungen (in bzw bei Loreto, Guerrero Negro und San Felipe) an Tag 4 die US-Grenze zu erreichen. Das ist Hürde 1, denn wir werden auf der Strecke sicherlich an die 10 Militärkontrollen haben. Die haben alle Rechte und natürlich auch das, uns zurück zu schicken. Hürde 2 wird dann die US-Grenze. Wir werden sehen, bitte alle Daumen drücken! (Das ist mehr Abenteuer, als wir uns eigentlich gewünscht hatten)

Masken nähen, per Hand....
10.6.20
So, letztes Update vor dem 13.6.: gestern haben wir Tembo waschen lassen, er war extremst dreckig, staubig und verkrustet. Vorab hatten wir nachgefragt und man hatte uns einen Preis von 400 Peso genannt (knapp 20 Euro). Bezahlt haben wir letztendlich 250 Peso (ca 11 Euro), und das für ca 3 Stunden Arbeit! Wir gaben dazu noch 100 Peso Trinkgeld, vmtl leicht übertrieben.... Das ist ein schönes Beispiel, wie wir hier das Land erleben.... Jetzt glänzt er wieder und scheint ganz zufrieden. Heute von innen geputzt, langsam mit einräumen angefangen. Samstag früh solls losgehen. Wir sind arg nervös.
Fairness- und vollständigkeitshalber möchte ich noch ergänzen, dass sich irgendwann auch CBP auf meine Anfrage gemeldet hatte - 08-15 Antwort, von ihrer website kopiert, nutzlos. Auch die dt Botschaft Mex schickte nach 14 Tagen eine Antwort - freundlich, sehr diplomatisch unkonkret und daher auch für uns ohne Nutzen.