Donnerstag, 29. November 2018

Letzter Arbeitstag, Umzug und Abschiede

Am 23.11. ist mein letzter Arbeitstag. Meine Firma schenkt mir zum Abschied eine Kostenbeteiligung an der Verschiffung des Wohnmobils. Meine KollegInnen schenken Geld – kleine Röllchen mit Südafrikanischen Rand, Kanadischen und US-Dollars. Mir fällt die Kinnlade runter, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet [schließlich geh‘ ich ja nicht in Rente….]. Ich freue mich. Es ist teilweise schmerzhaft, sich von KollegInnen zu verabschieden. Aber im März 2019 will ich auf jeden Fall vorbeikommen und „Hallo“ sagen.
Am Wochenende danach frenetisches letztes Packen und Samstag Abend eine feucht-fröhliche Abschiedssause mit den Freunden von der privaten Dinner-Runde. Sonntag Mietwagen abholen, und in Kirchgellersen den Lütten und ihren Müttern Tschüß sagen.
Wir sagen Tschüss zu den Lütten
Stillsitzen fürs Foto wird noch geübt....
Montag Mittag kommt unsere Nachbarin weinend nach Hause, sie musste ihren Kater Paul einschläfern lassen. Ich weine gleich mit, es tut mir so leid! Dann steht auch schon der LKW aus Leipzig vor der Tür, wir trinken alle zusammen einen Kaffee, besprechen uns kurz und das Einladen beginnt. 3 Stunden später ist die Wohnung fast ganz leer und es wird klar, wir verlassen noch heute Hamburg.
Nach einer Essenspause legen sich die Fahrer in den LKW zum Schlafen, sie wollen in der Nacht zurück nach L. fahren. Wir packen weitere 8 Müllsäcke [wo kommt das alles her? Vermehrt sich der Krempel heimlich selbst? Wir haben doch gar nicht so viel gekauft?!], unsere letzten rumliegenden Klamotten, lesen mit dem Vermieter-Nachbarn die Zähler ab und düsen um 20.45 los Richtung Süden. Übernachtung bei Soltau, nächsten Morgen um 6 raus und um 7 weiterfahren.
LKW vorm Haus
Leere Wohnung
Dienstag am frühen Mittag in Leipzig: den ganzen Krempel wieder ausladen und in unseren 12m² Kellerraum stopfen. Ralf überwacht und steuert die Prozedur, während ich gemütlich bei unseren Mietern im Wohnzimmer sitze, mich unterhalte und mit der kleinen Tochter spiele. Wie der Krempel nach 2 oder mehr Jahren im Keller aussieht, kann niemand sagen. Es ist ein Experiment. Schlimmstenfalls müssen wir den ganzen Kram danach wegwerfen – aber vielleicht geht’s ja gut.
Am Nachmittag ist es geschafft, alles drin bis auf das große Rattansofa. Das geht in die Spedition und wird dort eingelagert. Wir fahren zu unserem Hotel und fallen kurz darauf hungrig ins benachbarte Café Maitre (tolles Jugendstilambiente!) ein, für ein frühes Abendessen. Darauf folgt eine ebenso frühe Bettruhe, wir sind schlagkaputt.
Jugendstildetail im Café Maitre
Café Maitre, Leipzig
Heute, am Mittwoch, dann noch zur Spedition, danke sagen und den Lagervertrag für das Sofa fertigmachen. Danach nach Dresden zu meiner fast 98jährigen Patentante, die sich wirklich doll freut.
Weihnachtsmarkt vor Frauenkirche
Weihnachtsmarkt vor der Frauenkirche, Dresden
Glühwein auf dem Weinachtsmarkt
... ist nur Apfelpunsch!
Donnerstag geht’s weiter nach Halle, es folgt „nur noch“ privates Programm – darunter der 60. Geburtstag meiner Freundin Romy. Sonntag Abend geht der Flug ab Frankfurt.

Montag, 15. Oktober 2018

Wir erhalten B2-Visa

Heute, am Montag, haben wir Frühmorgens einen Termin bei der Konsularabteilung der US-amerikanischen Botschaft in Berlin. Auf der Terminbestätigung steht, man solle nicht mehr als 15 Minuten vor dem Termin da sein. Das Internet sagt es anders, und so stehen wir ca. 1 Stunde vor dem Termin als Erste an dem entsprechenden, noch abgesperrten Eingang. Glücklicherweise ist es ein schöner, trockener und milder Morgen. Unser Hotel hatten wir nach Lage ausgesucht, da es nämlich nur 2 Hausnummern von der Botschaft entfernt ist.

Die kleine Schlange vor der Botschaft wächst schnell und es geht kurz vor 8 pünktlich und sehr geordnet und zügig los. Sicherheitskontrolle, klar (mitbringen darf man sowieso absolut gar nichts außer seinem Pass und ein paar Papieren in Plastikhülle); und nicht zum ersten Mal bin ich fasziniert  von der freundlichen Effizienz, mit der alles abläuft. Eine schwer zu beschreibende Herangehensweise, die man in dieser Art in D praktisch nie antrifft. Kleines Beispiel: vor uns ist eine ziemlich nervöse (wir sind auch nervös, und wie!) junge Frau in sehr dezenter Kleidung und lockerem Kopftuch. Sie wird in absolut derselben freundlich-bestimmten Art kontrolliert wie alle anderen auch, da ist nicht ein Wimpernschlag anders....

Später geht es fix weiter: an Schalter 1 werden digital Fingerabdrücke genommen (wobei Ralfs "abber" Daumen einen kleinen Umschaltvorgang im Scanprogramm erfordert); dann nochmal kurz Schlange stehen an Schalter 2 zum Interview, das ein Konsularbeamter mit den Applikanten wahlweise in Englisch oder sehr gutem Deutsch führt. Auch hier wieder geht es sehr schnell, freundlich, effizient. Wir benötigen keines der diversen Dokumente, die wir sicherheitshalber mitgebracht hatten - nach wenigen kurzen Fragen an uns und Antworten unsererseits heißt es "es ist alles in Ordnung, Sie bekommen die Visa, die Pässe schicken wir Ihnen per Post nach Hause". WOW!!! WOW!!!

So, falls sich der oder die eine oder andere LeserIn jetzt fragt: wozu brauchen die ein Visum? erklär ich es kurz: als deutscher Staatsbürger darf man ohne Visum in die USA einreisen, für längstens 3 Monate am Stück. Hat man ein B2-Visum (das ist das Visum für Touristen), darf man für längstens 6 Monate einreisen. That's why....


 


Am Vorabend des Interviews hatten wir noch einen sehr netten Abend mit meiner Freundin und ehemaligen Kollegin I., die vor einigen Jahren nach Berlin gezogen ist. Die bunt angeleuchteten Gebäude von "Berlin leuchtet" waren toll, ein paar Fotos anbei.

Fast noch ein bißchen toller fand ich es, dass beim Verlassen der U-Bahn in Dahlem ein großer Fuchs auf uns zu lief, er kam direkt über die 6spurige Clay-Allee. Man sieht das ja ab und an im TV, dass besonders in Berlins Westen (wozu Dahlem gehört; der Grunewald ist auch nicht weit) soviel wilde Tiere in die Stadt kommen; aber in echt ist es wirklich was Tolles - und Füchse sind meine liebsten einheimischen Wildtiere.


Donnerstag, 20. September 2018

Ein langer Sommer…..


Hamburg macht es uns schwer zum Abschied. Seit Anfang Mai regiert der Super-Sommer (der erst jetzt in den Herbst übergeht), mit nur ganz wenigen Hamburg-typischen Grau-Tagen; und ohne Regen. Das Wetter ist noch unglaublicher als in dem 3-Monats-Sommer von 2003 (und das der getoppt werden kann, hätte ich nie erwartet). Unser Balkon wurde in den ganzen 14 Jahren, die wir dort gewohnt haben, nie so viel benutzt wie in diesem Jahr. Und noch nie blühten meine Geranien derart üppig.

Aber nun ist es vorbei. Der Sommer, und auch unsere Zeit in Hamburg. Ralf hat es über 40 Jahre hier ausgehalten, bei mir sind es „nur“ fast 20. Die Stadt kennen wir sehr gut, und das Umland (besonders Richtung Norden) ebenso. In den letzten Jahren war es schon schwierig, neue Ausflugsziele zu finden. Wir sind dann häufig auf unsere (wechselnden) Favoriten zurückgekommen – eine Konstante war da immer Travemünde. Einmal die Vorderreihe rauf und runter laufen, dabei ein bißchen „Klamotten gucken“ in den auch Sonntags geöffneten Geschäften und zum Schluss dann oft fein Kaffeetrinken bei Niederecker. Außerdem gibts dort am Hafen meine absoluten Lieblings-Fischfrikadellen. In letzter Zeit wurde auf dem der Vorderreihe ggü liegenden Priwall-Ufer viel und unschön gebaut (Ferienapartment-Blöcke…), das gefällt uns nicht.

Was wir noch vermissen werden:
(die kleine Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

  • Die leckeren Franzbrötchen vom Ohlsdorfer Bahnhof, von Junge und die von Nitt
  • Die Pisco Sours und das tolle Essen im Restaurant SaiGon (das leider schon zum 31.8.18 geschlossen hat)
  • Gelegentliche Freitags-nach-der-Arbeit-Besuche im Bocksbeutel in den Colonnaden
  • Den Obst- und Gemüseladen von Lale (wo es alles gibt)
  • unser Lieblings-Eiscafé Antonio in Fuhlsbüttel-Nord
  • Unsere Wohnung, und unsere netten Nachbarn/Vermieter nebst Kater Paul
  • Freunde und Kollegen

Nicht nur der Sommer war lang – auch die Tage, Wochen und Monate sind es. Seit Ralf Anfang Mai zu seiner Radtour aufbrach, steht die Zeit quasi still. Ein gutes, sehr merkwürdiges Gefühl, welches ich viele Jahre nicht mehr hatte. Die Erklärung dafür ist ziemlich simpel: die gut eingeschliffene Routine ist weitgehend weg. Deshalb kommt es uns vor, als ob die Zeit sehr langsam verginge.

Der Umzugstermin steht. Der Kühlschrank des WoMo ist endlich fertig repariert. Wir müssen jetzt packen. Noch 9 Wochen bis zum Umzug.

Mittwoch, 15. August 2018

Loslassen


Vor längeren oder auf Grund des Reiseziels mit höherem Vorbereitungsaufwand verbundenen Urlauben komme ich irgendwann immer an einen Punkt, wo ich denke „ach, es wäre einfacher nicht wegzufahren; da hättest du die ganzen Vorbereitungen nicht und hierbleiben wäre auch erholsam“. Meine Reiselust ist an dem Punkt dann irgendwo im Minusbereich.

So ähnlich ist es jetzt wieder. Die Wohnung leert sich langsam, unsystematisch und unschön. Gleichzeitig werden die noch-zu-erledigen Listen nicht kürzer. Und täglich müssen wir loslassen… bei mir gibt es irgendwo hinten im Kopf eine kleine Stelle die „Panik! Alarm! Hilfe!“ schreit, wenn ich mich von gewohnten Prozessen, Dingen, Orten etc. trenne. Ich bin überhaupt nicht abergläubisch, bekomme in solchen Situationen dann aber plötzlich Gedanken wie „wenn ich diesen Pfennigbaum weggebe, ob das nicht Unglück bringt?“. Gleichzeitig weiß ich, dass das natürlich Bullshit ist, genauso wie ich weiß, dass Neues nur da entsteht, wo Platz ist. Ich stelle fest: Dinge kann ich recht leicht loslassen, schwerer fällt es mir bei allem, was lebt – Menschen, Tiere, Pflanzen.

Wohnung und Arbeit sind jetzt wirklich gekündigt, jeweils zum 30.11.18.