Dienstag, 26. November 2019

Kreuz und quer durch Arizona und New Mexico (9.10. - 3.11.)

Im Lost Dutchman State Park
Von Boulder City aus – wohin wir ja wegen des sehr kalten Wetters im Zion Nationalpark geflüchtet waren – fahren wir nach Arizona. Über Flagstaff erreichen wir Holbrook, von wo aus wir in den Petrified Forest NP fahren. Für Ralf der erste Besuch, für mich der zweite oder vielleicht auch dritte. Macht nix! Im Bereich des NP findet sich eine sehr große Anzahl uralter, versteinerter – d.h. über Jahrmillionen zu Quarz gewordener – Urzeit-Baumstämme. Es sieht absolut faszinierend aus, man sieht vielen „Baumstämmen“ noch an, das sie mal Bäume waren – Borke, Astlöcher etc – aber sie sind halt jetzt bunter Stein. Frühe First-Nations-Bewohner diesesr Gegend bauten sich aus den bunten Steinen Häuser; eine Rekonstruktion davon kann man auf einem kurzen Wanderweg erlaufen.

zu Quarz gewordenes Urzeit-Holz
man sieht noch genau die Baumstammform

frühe First Nations haben die Brocken zum Hausbau benutzt
frühe First Nations haben die Brocken zum Hausbau benutzt

"Painted Desert"


alte Herberge im Petrified Forest, heute Museum

Als ein unerwartetes Highlight am Weg erweist sich das El Morro National Monument. Natürlich mal wieder Felsformationen, aber dazu ein sehr schöner Wanderweg hinauf auf die Mesa. Man hat einen tollen Rundumblick und wir sind froh, diesen kleinen Umweg gemacht zu haben.
El Morro Natl. Monument
Wanderung über die Mesa




Auf dem nächsten Übernachtungsplatz in Grants gibt es eine Art Kneipe am Camping – eine Microbrauerei verkauft da ihre Biere und betreibt nebenbei den Campground. Die Gelegenheit zu einem frisch gezapften Bier lassen wir uns trotz der (wie üblich) für uns ungünstigen Preise nicht entgehen. Wir treffen dabei zufällig „Schnicki“, einen süßen kleinen Hund mitsamt seinem menschlichen Personal. Vivian und Joe sind sehr nett, wir unterhalten uns lebhaft und fahren später sogar noch zusammen zum Essen in ein mexikanisches Lokal in der Nähe. War gut und mal eine Abwechslung; und ein Luxus den wir uns bislang nicht gegönnt haben (wir könnten es uns auch nicht leisten). Aber mal geht es. Sie zeigen uns noch ihr riesiges Wohnmobil (an die 12m lang!), mit Bad in Normalgröße, Waschmaschine etc. Wenn die Slideouts ausgefahren sind, haben sie da um die 40m² zur Verfügung. Wahnsinn! Meine erste Wohnung in den 80ern war kleiner. Sie haben in Arizona und in Florida je ein Haus (sind also vmtl keine armen Leute) und sie laden uns in ihr Haus nach Florida ein. Wenn wir in der Gegend sind, werden wir uns mal melden, vielleicht klappt es.
Kontaktknüpferin "Schnicki"
im Riesen-WoMo
fast normalgroßes Schlafzimmer
normale Waschmaschine an Bord
normales Bad




















Wir fahren über Albuquerque (wo wir erstmals einen Trader Joe's finden, ein Aldi-Ableger mit gutem Angebot an europäischen Produkten) nach Santa Fe. Auf dem Weg machen wir einen kleinen Umweg über die „Tent-Rocks“, das Kasha Katuwe National Monument. Wir wandern sehr spektakulär durch einen wirklich engen Canyon, hinauf zur Mesa, von wo aus man einen tollen Ausblick auf die tipi-ähnlich geformten Felsen und das umgebende Land hat. Eine tolle Kraxelei!






Santa Fe ist wirklich schön, denn die Innen- bzw. Altstadt ist, da spanische Gründung, völlig unamerikanisch. Es gibt einen zentralen Platz, von dem die Straßen abgehen. Es gibt alte Kirchen und schöne Geschäfte mit schönen Waren, Museen, Parks, viele Galerien. Die Schaufenster sind so, dass man stehenbleibt und kaufen möchte. Preise stehen wie hierzulande üblich nicht dabei, aber man sieht, dass es nicht günstig sein kann. Tolle Silberwaren, maßgefertigte Hüte, schönes Kunsthandwerk, Skulpturen, Bilder.... wirklich toll. Ich fühle mich ganz besoffen von soviel Stil und Pittoreskem; wir laufen quasi non stop um die 10 km.

zentrale Plaza, Chilischoten als Laternen-Deko
alle Häuser der Innenstadt sind zumindest optisch im Adobe-Stil




in einem Geschäft für Mass-Hüte


Galerien, Kunst (und Kitsch...) überall

Luxushotel


                           
auch die Vögel wohnen hier hübsch


Der "Roadrunner" fährt nach Albuquerque


Unsere nächste Station heißt Taos, genauer: Taos Pueblo. Dazu kurz eine Erklärung (mir war das neu): die meisten frühen First Nations lebten nomadisch. Es gab aber auch einige seßhafte Gruppen, sie bildeten die sog. „Pueblo-Kultur“ (d.h. sie lebten in Dörfern = pueblos). Einige dieser uralten, im Adobe-Stil (Adobe-Stil: Häuser aus getrockneten Lehmziegeln, mit einem jährlich zu erneuernden Lehmputz versehen) errichteten Dörfer sind erhalten und man kann sie besichtigen. Das besterhaltenste und sehenswerteste davon (UNESCO-Weltkulturerbe) ist das Taos-Pueblo.
Wir fahren nach Norden, entlang des Rio Grande und erreichen nach ca 2 Stunden Taos. Das Pueblo liegt in der Nähe.
Taos Pueblo / das Runde sind die Backöfen

Kirche in Taos Pueblo




Backöfen



Die First Nation, die hier lebt(e), managt die Besucherströme, man muss Eintritt bezahlen und es gibt bestimmte Regularien, was das Fotografieren angeht. Das Pueblo besteht aus 2 Teilen, die durch einen Bach getrennt sind. Die im Kern jahrhundertealten Bauten sind überwiegend sehr gut erhalten (s. Oben: jährlich 1x frischer Putz). Beeindruckend sind die Backöfen, die vor fast jedem Haus stehen. Viele herrenlose, aber nicht elend wirkende Hunde kaufen herum. Ansonsten gibt es in den Häusern kleine Cafés und Imbissstuben oder Souvenirläden. Permanent lebt hier wohl kaum jemand, denn es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Die Häuser werden für Feiern und zeremonielle Anlässe genutzt.

Danach fahren wir noch zu einer Schlucht über den Rio Grande – aber leider ist es ein sehr stürmischer Tag, die Schlucht sehr tief und die durchaus stabile Brücke darüber wackelt enorm. Kurz: ich kann gar nicht runtergucken, mir wird schlecht. Die Fotos sind auch nicht so richtig doll geworden....
Brücke ...
... und Schlucht des Rio Grande, bei Taos
In Santa Fe hatten wir zufällig das Auto von Michael und Ingrid an uns vorbeifahren sehen. Sie waren mit uns auf dem Frachtschiff nach Halifax gefahren. Ich hatte die beiden daraufhin angemailt. Und Ingrid hat ein 6er-Treffen (Michael+Ingrid, Nicolette+Thomas und wir zwei) am „VLA“ organisiert. Dorthin machen wir uns nach der Station Taos auf den Weg. Unterwegs schauen wir noch zwei Missionskirchen an, die uns faszinieren, weil sie so ganz anders sind, als alles, was man hier sonst so sieht. Es gibt schon so ein Mexico-Gefühl.

von Taos zurück fahren wir die "High Road of Taos", wunderschön!


                           





VLA bedeutet Very Large Array und ist ein riesiges Radioteleskop, mit dem Wissenschaftler in den Weltraum horchen. 26 (???) gigantische Teleskopantennen sind in einem bestimmten Muster aufgestellt, das nach einem festgelegten Plan regelmäßig verändert wird (die Riesendinger laufen auf Schienen). Man kann dazwischen rumlaufen, alles ist riesig, aber wirklich erfassen kann man weder die Größe noch den Zweck der Anlage. [Wenn ich man sage, meine ich „ich“.]

Antennensockel
Antennen

Der Film "Contact" mit Jodie Foster wurde hier gedreht
Das Treffen mit den Mitreisenden, die wir sämtlich seit Ende Mai nicht gesehen haben, ist super und macht viel Spaß. Nicolette hat ein Brot gebacken, alle bringen mit, was sie zu essen und zu trinken haben, und wir haben einen langen lustigen Abend im großen, alten Wohnmobil von N+T.

N+Ts WoMo hat viieel Platz (Variomobil von 1990)

Echtes Brot, von Nicolette selbst gebacken!

unsere Wagenburg
wir waren nur kurz draußen, es war kalt und extrem windig
Hunde Hexe, Michael+Ingrid, Nicolette+Thomas, und wir
Am nächsten Tag fahren wir mit N+T weiter, wir wollen noch zusammen nach White Sands. Vorher übernachten wir in einem schönen, ruhigen State Park. White Sands begeistert alle, für mich ist es wiederum schon der zweite Besuch.

die Gipsdünen des White Sands National Monument, und unsere WoMos
"Gustl" und "Tembo"
Thomas und Ralf auf der Düne



Nicolette + Thomas, aus M
Wieder solo, fahren wir dann weiter nach Tombstone – es liegt quasi am Weg – das ist eine alte Westernstadt (in „echt“) und heute natürlich völlig touristisch ausgerichtet. Aber es ist nett und wir haben einen netten Abend mit Margaritas vom Zapfhahn im alten Saloon „Big Nose Kate's“.


ehemaliges Gerichtsgebäude (mit Galgen), heute Museum
Mainstreet Tombstone
Touri-Kutsche
im Saloon


Weil es ebenfalls am Weg liegt, beschließen wir, über die Grenzstadt Nogales zu fahren und - ganz vorsichtig - einmal zu Fuß nach Mexico zu gehen. Was wir auch tun. Das Auto steht auf der amerikanischen Seite, hoffentlich sicher, und wir gehen mit Minimalausrüstung (Pass, Geld, Handy) hinüber ins „Feindesland“. Um es kurz zu machen: weder die am. noch die mex. Seite sind irgendwie hübsch. Die mex. Seite wirkt arm und schmutzig. Wir fühlen uns nicht wirklich sicher, aber auch nicht akut bedroht. Ich schaffe es immerhin, zum Frisör zu gehen, was absolut dringend nötig war. Nach 3 Stunden sind wir wieder zurück in den Staaten, das Auto steht auch noch da und nichts ist passiert.
Der dunkle Strich ist die Mauer von US-Seite aus
... und hier von Mexico aus gesehen
Touri-Foto-Eselchen
mein mexikanischer Haarschnitt
Auf dem Weg nach Tucson passieren wir die sehr schöne Missionskirche San Xavier del Bac bei Tucson.

San Xavier del Bac


rundrum wachsen natürlich Kakteen
Tucson selbst hatte uns 2013 sehr gut gefallen und deshalb wollen wir nochmal hin; leider wird das eine Enttäuschung. Die Innenstadt ist eine einzige Baustelle, viele der alten Häuser, die uns 2013 so gefielen, sind abgerissen. Da kommen jetzt Büroblocks hin.... wir sind genervt und flüchten.

Tucson, Gerichtsgebäude
Auf dem Weg schauen wir noch das Boyce-Thompson Arboretum an, ein sehenswerter Abstecher. Bei Apache Junction bleiben wir einige Tage im Lost Dutchman State Park, der uns ausnehmend gut gefällt.

Baumwollfelder....
... mit Bewässerungsgräben


immerhin 1 Kaktus blühte!


im Lost Dutchman SP
Sonnenuntergang im Lost Dutchman SP
Goldfield, Ghost Town Nähe Lost Dutchman SP

im Lost Dutchman SP
im Lost Dutchman SP
im Lost Dutchman SP
im Lost Dutchman SP
im Lost Dutchman SP
Dann geht es unfreiwillig weiter nach Las Vegas, wir müssen was erledigen und deshalb gibt’s jetzt einen kleinen Break von gut 10 Tagen. Im nächsten Post geht’s dann nun wirklich von Vegas gen Osten.

das alte Las Vegas, Downtown
Schlemmerabend in der Cheesecake Factory: endlich haben wir den Gutschein,
den mir ein Kunde zum Abschied schenkte, eingelöst

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