Sonntag, 3. März 2019

Swakopmund


Eine gewisse Hitze- und Campingmüdigkeit treiben uns ins fast europäische Klima Swakopmunds, der „deutschen“ Kleinstadt an der kalten Atlantik-Westküste. Wir waren schon mal hier und fanden es eigentlich nur so mittel. Aber es ist derzeit der einzige Ort in NAM, wo angenehme Temperaturen herrschen. Und so mieten wir uns in ein Guesthouse ein, dessen Preis da Nebensaison, nur wenig über den Camping-Kosten liegt. Die Tage verbringen wir mit Spazierengehen, gaaanz viel Lesen (Ute), Kaffeetrinken und abends Essen gehen. Das ist der vermutlich langweiligste Teil unserer Reise, aber das macht nichts, da wir uns gedanklich und in meinem Falle auch praktisch (Aushilfsarbeit in meiner ehemaligen Firma) auf die Rückkehr in die Realität vorbereiten.

S. ist ein sehr merkwürdiges Städtchen. Es liegt am kalten Atlantik (Benguela-Strom, daher kalt) mitten in der Namib-Wüste. Es war eine frühe Gründung der deutschen Kolonialisten, richtige Häuser wurden dann so ab 1904 gebaut. Die deutsche Kolonial“herrlichkeit“ war hier 1915 schon wieder vorbei, als Deutsch-Südwest-Afrika an das mit den Briten verbündete Südafrika fiel (und unter dessen Protektorat blieb bis 1990 schließlich das unabhängige Namibia ausgerufen wurde); umso mehr erstaunt es, wie deutsch es sich hier nach über 100 Jahren immer noch anfühlt und auch aussieht. Die Stadt hat 60-80.000 Einwohner, nur ca. 20.000 leben im deutschen, dem „weißen“ Teil der Stadt, der Rest im Township. Von den ca. 20.000 Weißen sind ca. 2500 „echt“ deutsch. Die Stadt ist erkennbar angelegt, die Straßen sind sauber, es gibt eine echte Müllabfuhr und immer noch jede Menge deutsche Straßennamen (Bismarckstr., Bäckerstraße...)  usw. Es gibt zwei deutsche Buchhandlungen, diverse deutsche Bäckereien / Konditoreien, Eisdielen, ein gutes deutsches Museum und jede Menge anderer deutscher Geschäfte und deutscher Kneipen und Restaurants. Plus natürlich sehr viele deutsche Touristen – auch Überwinterer (die werden von den fest hier lebenden Deutschen „Biltongs“ [das bedeutet soviel wie Trockenfleisch] genannt, weil sie sich am Strand unter der durchaus brennenden Sonne rösten). Die Angestellten der Läden und Restaurants sind nicht ausschließlich farbige Einheimische, es arbeiten hier auch viele Weiße in diesen schlecht bezahlten Jobs. Wie gesagt, bißchen surreal das Ganze, aber für eine Woche ganz gut auszuhalten. Leben würde ich hier keinesfalls wollen.

Ein paar Fotos zur Illustration:
Swakopmund, Küste
Swakopmund
Nähe Swakop, in der Oase Goanikontes
Nähe Swakop, in der Oase Goanikontes
Nähe Swakop, in der Oase Goanikontes / Biergarten mit freilaufenden Hühnern und Küken
Nähe Swakop, in der Oase Goanikontes / Biergarten mit freilaufenden Hühnern und Küken
deutsches Frühstück!
Swakopmund, Einkaufsstrasse
Swakopmund, Strand-Hotel
Swakopmund, Leuchtturm
Swakopmund, Blick auf die Wüste hinter der Stadt
Ralf vor größtem Quartzkristall der Welt 
noch mehr schöne Steinchen
Swakopmund, ehem. Lazarett, heute ein Hotel
Swakopmund, ehem. deutsche Kaserne
Swakopmund, ehem. Bahnhof, heute Hotel
Kriegerdenkmal für die deutschen Kämpfer gegen die Herero (1904/05)
Last but not least: in der örtlichen Beach Bar, das Meer unter den Füßen (man beachte: mit Clausthaler!)

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