Dienstag, 22. Januar 2019

Über die Gardenroute an die Ostküste


Durch Weinland und Klein Karoo
Von Kapstadt fahren wir nach Stellenbosch, den wohl bekanntesten Ort der westlichen Garden Route. Stellenbosch hat eine große Uni (die älteste Südafrikas) mit einem riesigen Campus, eine hübsche Innenstadt mit vielen schönen, alten Gebäuden im kapholländischen Stil (Giebel…., weiß getüncht…). Jedes Geschäft – und es gibt davon sehr viele – ist entweder ein Lokal oder ein Andenken- bzw. teurer-Deko-Kram-Laden. Alles ist hochpreisig und voll ist es auch mal wieder. Unser Bummel fällt daher recht kurz aus. Wir fahren weiter zum Weingut Stark-Condé, genauer in das dortige „Postcard-Café“. Das hatte uns unser Fish Hoeker Vermieter wärmstens ans Herz gelegt, und es ist auch toll. Es liegt in einer postkartenschönen Landschaft, dem Jonkerstal. Umgeben von schroffen Bergen erstrecken sich Weinfelder und sanfte grüne Wiesen und Hügel. In einem dazugehörigen See schwimmen fette bunte Khoi-Karpfen. Idylle pur!
Stellenbosch
Stellenbosch
Stellenbosch
Unser Tagesziel ist Franschhoek, der vielleicht zweitbekannteste Ort des Weinlandes. Deutlich kleiner als Stellenbosch, aber ebenfalls gut mit Souvenirläden und Restaurants ausgestattet. Ringsum befinden sich die größten und reichsten Weingüter Südafrikas. Der Maßstab dieser „Estates“ (vielleicht am Besten mit Ländereien übersetzt)  ist ein völlig anderer als in D – evtl. ist es mit dem Burgund oder der Champagne vergleichbar, aber da war ich nie. Die Güter sind riesig …. Alle haben Café / Restaurant …. Alle machen professionelle Gästeführungen … die meisten haben angeschlossene Hotels, gerne im Luxussegment.
[Da stecken Vermögen dahinter, das kann man sich nicht vorstellen. Nicht alle Güter sind noch in der Hand der „alten“ Familien, manche gehören jetzt zB reichen Menschen aus aller Welt, die das als stylishes Hobby betreiben, oder auch Hedgefonds. Um mal konkret zu zeigen, von welchem finanziellen Niveau hier die Rede ist: der Familie Rupert (s.u.) gehört der Luxusgüterkonzern Richemont (zB Montblanc und viele andere Edelmarken), Jahresumsatz über 10 Mrd. Anthony Rupert hat den Konzern 1988 begründet, es gibt auch einen Eintrag bei Wikipedia, wens interessiert.]
Am nächsten Morgen geht es per Uber zum Weingut Anthonij Rupert, dort haben wir vorab online das sog. „Estate Package“ gebucht – eine Tour über die Ländereien, ein Besuch der Oldtimersammlung von Mr. Rupert, Lunch und schließlich Weinprobe. Begrüßung früh um 10.00 Uhr mit einem Gläschen leckeren Rosé-Sekt. Mit uns machen Philipp und Martin aus D diese Tour, und wir unterhalten uns prima. Die Oldtimer-Sammlung begeistert besonders Ralf, der Lunch ist sehr gut, wir trinken natürlich Wein dazu und sind zur Weinprobe dann schon nicht mehr ganz nüchtern (es sind mal wieder 30+ Grad). Dank netter Gesellschaft und Unterhaltung vergeht die Zeit wie im Flug, wir haben viel Spaß. Wir sind ziemlich betüdelt, als uns Uber am Nachmittag wieder an unserem B+B absetzt; und pennen erstmal zwei Stunden.

Bontebok Nationalpark und Mossel Bay
Die letzten Ferientage gilt es zu überleben, und wir fahren über Hermanus – wo man während der Walsaison (Juli-Nov/Dez; wir sind zu spät dafür) von der Küste aus die Glattwale beobachten kann - in den kleinen nahegelegenen Bontebok-Nationalpark. Dort leben seltene Buntbock-Antilopen, die es woanders kaum noch gibt. Außerdem Landschildkröten, die wir in teils sehr beeindruckender Größe zu Gesicht bekommen. Die Campsite ist direkt am Fluss und ausnehmend schön gelegen. Wir baden im Fluß, das geht hier, da Krokodil- und Bilharziosefrei. Schön ist auch, dass die Buntböcke zwischen den Zelten grasen und wir sie so aus nächster Nähe sehen und beobachten können. Ein bißchen Bewegung kriegen wir da auch, denn man darf, da es keine Raub- bzw. Großtiere gibt, zu Fuß gehen.


Nach zwei Nächten geht’s weiter nach Mossel Bay. Wieder mal tolle, lange Strände und am „Point“ (eine Art Kap) die höchsten Wellen, die wir bisher je live gesehen haben. Unentwegt rollen 5 – 6m hohe Brecher heran, die Wellen sind höher als der Horizont. Man hat das Gefühl, eine Wasserwand rast auf einen zu; sehr beeindruckend und faszinierend vom sicheren Ufer aus zu beobachten. Wir tun das mehrere Stunden lang, es wird nicht langweilig. Am ersten Abend in Mossel Bay kommt nach Sonnenuntergang urplötzlich ein übler Sturm auf und zerreißt uns fast das Zelt (eine Glasfiberstange gebrochen). Wir sind bis gegen 11 Uhr nachts beschäftigt, das Zelt irgendwie zu stabilisieren. Danach lässt der Sturm nach und wir können endlich schlafen. Das war nicht so richtig witzig…. Die zweite Nacht verläuft zum Glück ohne meteorologisch erwähnenswerte Ereignisse. Wir besuchen ein privates Wildgebiet in der Nähe, dort gibt es Elefanten und zwei von denen sind so an Menschen gewöhnt, dass man mit ihnen gehen und sie anfassen und ihnen Leckerli (Äpfel, Möhren) geben kann. Der Reiseführer empfiehlts, wir buchen es und sind begeistert. Einem Elefanten mal tief ins Auge zu schauen (es geht nur ein Auge auf einmal, der Kopf ist zu groß) ist schon was Besonderes. Mossel Bay als Ort finden wir so mittel-spannend, die eigentliche Attraktion sind die Strände und der „Point“. Cape Agulhas haben wir uns bewusst geschenkt, da wir es von einer früheren Reise noch gut und äußerst stürmisch und kalt in Erinnerung haben. Es ist eigentlich nur ein Fotostop, es gibt da nicht wirklich was zu sehen.


Oudtshoorn

In Oudtshoorn – bis vor 100 Jahren DIE Metropole der globalen Straußenfedernproduktion (kam dann aus der Mode …) – besichtigen wir eine Straußenfarm. Und wir fahren zu den berühmten Cango Caves, die wirklich beeindruckend und sehenswert sind. Ralf macht sich die Freude und fährt nur aus Jux den Swartbergpass, eine ungeteerte, kurvenreiche Piste. Ich muss auf der Fahrt leider ein paar Mal aufkreischen, weil die Straße schmal ist, es sehr tief runter geht und ich schlicht Angst habe. Als Flachländer bin ich halt nicht an Bergfahrten gewöhnt.
Oudtshoorn selbst ist durchaus sehenswert, denn es stehen noch viele sehr opulente und dekorative Häuser aus der Hochzeit des Straußenfederbooms.
Wir verlassen Oudtshoorn mit einem Abstecher über die Stadt George, speziell das dort angesiedelte Transportmuseum. Äußerst sehenswert, jede Menge alte Dampfloks, Busse, Züge, Autos, LKWs. Man kommt dicht ran und darf auch mal „anfassen“. Toll! 

Knysna
… ist ein sehr beliebter Urlaubsort. Er liegt sehr schön und sehr besonders: an einem sehr weitläufigen Flussdelta, in dem es zwei natürliche Inseln gibt. Zum indischen Ozean hin hat das Delta nur eine relativ enge Öffnung. Diese Gegebenheiten bedingen spektakuläre Gezeiten, die bis zu 17 km in die Flussmündung hineindrücken. Die ganze erweiterte Gegend ist unglaublich grün und wir sehen hier das erste Mal auf unserer Reise Wälder.

Diese besondere Lage mit relativ moderatem Klima zieht viele Menschen an, und besonders offenbar wohlhabende ältere (auch Deutsche sehen wir, die offenbar hier leben). Eine der beiden natürlichen Inseln, Thesen’s Island, wurde von Immobilienentwicklern fast komplett zu einer Top-Luxus-Gated-Community ausgebaut. Mit Kanälen zwischen den Häusern, jeder hat seinen eigenen Bootsanlegeplatz, plus natürlich Parkplatz für das oder die Autos etc. Etwas so abgehoben Luxuriöses haben wir noch nie gesehen. Ich finds pervers …. Insofern ist Knysna nicht so unser Ding. Die Strände drumrum sind aber wieder mal spektakulär und absolut großartig.

Addo Elephants Nationalpark

Da wir viel Zeit haben, legen wir vor unserem nächsten Ziel, dem Addo Elephants Nationalpark noch einen Abstecher nach Aberdeen ein. Dies ist ein kleiner Ort Nähe Graaf-Reinet (das kennen wir bereits) und wird im Reiseführer als sehenswert gepriesen. Naja, wir finden das nur bedingt und übernachten nach mühsamer staubiger Fahrt im einzigen Guesthouse des Ortes, das sich in einem großen alten Farmhaus befindet, komplett mit Omas zusammengewürfeltem 70er Jahre Mobiliar.  Bißchen spooky das Ganze, und sehr sehr heiß da es keine Aircon (Klimaanlage) gibt. Am Nachmittag darauf kommen wir im Addo an, wo wir 3 Nächte reserviert haben (es gibt nur Platz für 11 Zelte dort, das ist wirklich wenig; und man kann die Nationalparks online gut vorbuchen). Francois, ein netter junger Südafrikaner, hilft uns beim Zeltaufbauen. Beim spätnachmittäglichen Gamedrive (Wildbeobachtungsfahrt; i.d.R. fährt man mit seinem eigenen PKW, nur zwischen Sonnenauf- und -untergang möglich) schaffen wir es tatsächlich, keinen einzigen Elefanten zu Gesicht zu bekommen. Nur jede Menge Warzenschweine kreuzen unseren Weg, und ein paar Kudus. Diese etwas unbefriedigende Bilanz ändert sich zum Glück am nächsten Morgen: wir fahren vor 6 Uhr los (ohne Frühstück, ohne Dusche) und verbringen fast einen kompletten Arbeitstag mit Tiere gucken. Wir sind äußerst „erfolgreich“: viele, viele Elenfanten; Warzenschweine mit Ferkelchen, diverse Antilopenarten, Büffel, viele Zebras, eine Hyäne – ganz nah! – usw. usf. Erst gegen 13.00 Uhr und viel später als geplant sind wir wieder im Camp. Die Sonne knallt vom Himmel, es ist um 38 Grad heiß. Heftig. Für den Nachmittag hat sich unser Campnachbar (der Zeltaufbau-Helfer) mit uns und zwei deutschen Mädels (für 3 Monate hier zum Parktikum), die er kennengelernt hat, zum Braai („Grillen“ heißt in S.A. Braai) verabredet. Da Ralf und ich nichts Grillbares dabei haben, kaufen wir im Camp-Shop Fleisch und Holz. Francois kümmert sich im Prinzip um alles, wir tragen nur zur Unterhaltung bei und haben einen wirklich netten Nachmittag und Abend mit den 3 jungen Leuten. Tag Zwei ist früh wieder Gamedrive angesagt, diesmal nicht ganz so lange; und die Bilanz ist wiederum toll: viele Tiere wie am Vortag, minus der Hyäne, dafür aber zwei riesige, beeindruckend bemähnte Löwenmännchen dösend unter einem Baum. Leider selbst fürs Teleobjektiv noch etwas weit entfernt, mit dem Fernglas aber bestens zu sehen. – Alle wollen ja immer Löwen sehen, dabei sind die eine ganz faule Bande und eigentlich total langweilig zu beobachten: meistens tun sie  - nichts. Wir haben Glück und unsere beiden erheben sich zumindest jeder einmal zu voller Größe und Schönheit, bevor sie sich dann einen Meter weiter im Schatten wieder niederlassen.
Am nächsten Morgen reisen wir ab und fahren über Grahamstown, was wir – entgegen der Reiseführerbeschreibung – eher enttäuschend finden weiter nach Port Alfred am indischen Ozean.
Kudu (Weibchen)
Sekretär
Wiedehopfe
Kudu (Männchen)


Port Alfred
Dies ist wieder einer dieser Ferienorte und Rentnerparadiese. Schön gelegen am Kowie River, mit gigantischen Stränden mit noch gigantischeren Dünen . Wir kommen auf dem ….. Camping unter, ein wunderbarer parkähnlich angelegter Platz mit viel Grün, Schatten, Windschutz – und Waschmaschine! Es gefällt uns super, und wir legen zwei Wasch- und „Konsolidationstage“ ein. Alle zwei Wochen ungefähr müssen wir das mal machen: Auto aufräumen, Blog schreiben, „erweiterte“ persönliche Hygiene … etc, alles wozu man unterwegs eher schlecht kommt.
Ein Ananasfeld
... und die ganz große Frucht. Ist ein Aussichtsturm.
Strand bei Port Alfred

Bergfest
Unsere Zeit ist schon mehr als halb rum, stellen wir erstaunt fest. Bislang haben wir ja kaum geplant, sondern uns wirklich treiben lassen. Da wir aber von Windhoek/Namibia zurückgliegen werden, müssen wir jetzt wohl oder übel eine Art Grobplanung machen, anderenfalls verbringen wir die letzten 5 bis Tage vor dem Rückflug ausschließlich fahrend im Auto. Und das wollen wir nicht. Grundsätzlich geht’s jetzt weiter nach Norden, Richtung Durban und Krüger Park; aber auch der Hluhluwe-Park und die Drakensberge stehen noch auf der Wunschliste; na mal sehen.

Und zum Schluß noch ein paar Fotos. (Mehr folgen, wenn das WLAN bißchen schneller ist. Ich kriegs einfach nicht geladen, nerv ...). Update 1. Februar: juhu, ein schnelles WLAN! Jetzt endlich die noch fehlenden Fotos zum Post.

Mossel Bay, am "Point"
Ferienhäuser in Mossel Bay
Wo wollte der wohl mal hin?
Touristen am Wasserloch, mit Elefanten. Ganz schöner Auftrieb hier !
Familie Warzenschwein
Dünen in Port Alfred
Warzenschwein, solo
Kudu (männl.)
Büffel
Wiedehopfe (bei uns äußerst selten geworden)
Hyäne - die tauchte plötzlich neben dem Auto auf