Nach dreieinhalb Tagen Fahrt über die Baja California, immer nordwärts, erreichen wir heute (16.6.) früh um 10 den Ort San Luis Rio Colorado in Mexico, Bundesstaat Sonora. Hier ist ein großer Grenzübergang zu den USA/Arizona, und ein Officer der dort tätig ist, machte mir vor Wochen am Telefon Hoffnung, das wir wohl passieren dürften. Deshalb fahren wir dorthin, womöglich Quatsch, aber man klammert sich an jeden Strohhalm (der Übergang Mexicali/Calexico wäre näher gewesen, führt aber nach Kalifornien, wo der Lockdown noch nicht aufgehoben ist).
Gute 2 Stunden in brütender Hitze in der Autoschlange warten. Der Motor läuft, damit die Klimaanlage läuft; und draußen vorm Fenster zieht buchstäblich das Elend der Welt an uns vorbei. Ich könnte heulen. Menschen verkaufen Getränke, Essen, Dienstleistungen wie Auto- oder Scheibenputzen, wenige betteln. Das alles bei fast 40 Grad, es ist wirklich unerträglich heiß. Sch...., die Welt ist ein so ungerechter Ort; und mir tut es weh, das ansehen zu müssen und zu wissen - ich kann nichts tun.
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Warten an der Grenze |
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Grenzbefestigung der USA: zuerst der Stahlzaun, dann "Nichts", dann nochmal Stacheldraht etc. Erinnert mich irgendwie an die DDR... |
Zwischendurch gehe ich dann mal zu Fuß raus und versuche, unser TIP (Zolldokument für die Fahrzeugeinfuhr) zurückzugeben. Klappt leider nicht, weil - ich müsste das Auto mitbringen. Was nicht geht, da es ja eingekeilt in der Ausreiseschlange steht. Nicht mehr zu ändern... mit Pech baut sich da ein zukünftiges Problem auf, denn unser Auto ist nun quasi auf ewig in Mexiko. Irgendwann will da mal wer Geld dafür.... aber das ist jetzt auch egal. Wir sind sch...nervös, als wir uns endlich an den ersten Checkpoint herangestaut haben.
1. Check: Vorsortierung. Bestehen wir, dank unserer Visa. Da wir ein Riesenfahrzeug sind, und das einzige Wohnmobil weit und breit , und auch die einzigen, die weder aus Mex noch aus den USA kommen, folgt....
2. Check: warten, warten, warten. Dann alle Türen am und zum Auto öffnen. Wir werden - ohne Handys, die bleiben bei den Kontrolleuren - in eine Art Warteraum (klimatisiert) geführt. Klo ist außer Betrieb. Warten, warten, warten. Inzwischen haben wir unsere (echte) Story schon mindestens 3x erzählt, haben Rückverschiffungs- und Rückflugausdrucke vorgezeigt. Nach langem Warten folgt:
3. Check: wir werden in einen weiteren Raum geführt, in dem andere Immigration-Leute sitzen. Noch 2x die ganze Geschichte erzählen. Supervisorin kommt dazu und bestätigt, das die Deutschen reiseverrückt sind, das es sowas wie ein GAP-Jahr gibt (ich hatte mich nicht getraut, mich als "retired" zu bezeichnen) usw usf. Jetzt zeichnet sich ab, das es klappen wird. Fingerabdrücke, Stempel. Weiter warten, denn der Kassierer, bei dem wir 12 USD berappen müssen, ist nicht da. Irgendwann kommt sie, wir bezahlen und dürfen ohne Eskorte (!) zurück zu Tembo. Der stand die ganze Zeit offen draußen. Alle Türen wieder zu, fix pinkeln gehen, verschließen..... wir fahren und sind in den USA!!!
Noch ohne Autoversicherung.... aber in 2,5 km ist ein Walmart, da gibts immer gutes WLAN, fix rein und zwischen Ständern mit Kinderklamotten die (vorher ausgeguckte) Fahrzeug-Haftpflichtversicherung online abgeschlossen und bezahlt. Hotel buchen in Yuma, bei tags 40, nachts 30 Grad campen wir nicht.
Im Hotel liest Ralf auf der Tagesschau App, das die Grenzen zu Mex und Kanada noch mindestens bis 21. Juli geschlossen bleiben. Wir sind wirklich saufroh da raus zu sein!!!
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Baja ist bergig... |
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... und Baja ist heiß, 39,5 Grad C |
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Bei der Hitze können wir nicht im Camper ohne Aircon schlafen / Hotel in Loreto |
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vorm Hotel steht so eine recht seltene Mutation eines Säulenkaktus |
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Guerrero Negro, wieder Motel (war nicht so heiß, aber der einzige Camping war zu (pleite?) |
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Golf von Kalifornien |
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weites Land, Kaktuswälder |